Acta Universitatis Lodziensis: Folia Philosophica (Dec 2020)
„Ostarbeiterinvasion“ und „phantastische Mortalität.“ Die Tötung kranker ausländischer Zwangsarbeiter in der Heil- und Pflegeanstalt Pfafferode 1944–1945
Abstract
Was tun mit arbeitsunfähigen Zwangsarbeitern? Die Lösungen, die dafür gefunden wurden, reichten von der Betreuung durch Werks-, Lager- oder niedergelassene Ärzte über Krankenstuben, spezielle Ausländerkrankenhäuser bis hin zur Abschiebung „in ihre Heimat“, wobei ungewiss war, ob sie jemals zu Hause ankamen. Im Verlauf des Krieges radikalisierte sich der Umgang mit ihnen. Spätestens 1944 sollten „geisteskranke Ostarbeiter und Polen“ in Heil- und Pflegeanstalten eingeliefert werden, wo über ihr weiteres Schicksal entschieden werden sollte. Dies wurde teilweise als Freibrief für Morde auch an tuberkulösen Ausländern genutzt. Die Anstalt Pfafferode im heutigen Thüringen war ab September 1944 „Sammelstelle“ für die Länder Thüringen-Land und Provinz Sachsen, Anhalt. An ihrem Beispiel wird dargestellt, wie auch osteuropäische Zwangsarbeiter Opfer der dortigen Krankenmorde wurden. Detaillierte Aussagen des Personals belegen den Umgang mit Patienten auf den von Direktor Theodor Steinmeyer persönlich betreuten Stationen 17 und 18, auf denen auffallend viele Patienten ums Leben kamen.
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