Журнал интегративных исследований культуры (Dec 2023)

„In der Sprache meines fremden Vaterlandes“: Über einen „unbekannten Brief“ von J. M. R. Lenz

  • Алексей Львович Вольский

DOI
https://doi.org/10.33910/2687-1262-2023-5-2-93-98
Journal volume & issue
Vol. 5, no. 2

Abstract

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Der Artikel untersucht das Problem der Beziehung zwischen dem Eigenen und dem Fremden in dem Roman „Unbekannte Briefe“ von Oleg Jurjew, einem russischen Schriftsteller jüdischer Herkunft, der in Deutschland mehrere Jahre lebte und starb. Die Kombination von russischen, jüdischen und deutschen Motiven in seinem Werk macht das Problem der nationalen Identität besonders aktuell. Die Helden des aus drei fiktiven Briefen bestehenden Romans sind kleine Leute aus drei Jahrhunderten russischer Geschichte. Jurjews Bild des kleinen Mannes ist eine Fortsetzung der Gestalt des Sonderlings und des Narren in Christo. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht der Brief an den russischen Schriftsteller N. M. Karamsin des deutschen Dichters des XVIII. Jahrhunderts J. M. R. Lenz, der mehr als zehn Jahre in Russland lebte und einen großen Einfluss auf die Entwicklung des russischen Sentimentalismus und die russische Rezeption der Werke von Shakespeare und Goethe ausübte. Der eigentliche Adressat seines Briefes ist jedoch nicht Karamsin, sondern J. W. Goethe. Mit den Figuren von Goethe und Lenz stellt der Verfasser zwei Weltanschauungen gegenüber — eine individualistische und eine universalistische. Der emotionale Appell von J. M. R. Lenz an J. W. Goethe, an den er sich an seinem letzten Lebenstag wendet, symbolisiert den Appell Russlands an Europa, den Aufruf zur Einheit und Versöhnung auf der Grundlage der Ablehnung des Materialismus und des Egoismus der individualistischen Kultur und den Aufbau eines neuen Humanismus nach den Grundsätzen des Allverstehens, der Vergebung und der Liebe. Lenzens Brief kann als moderne Variante des Diskurses über nationale Identität in Russland und Deutschland gesehen werden, der bis in die Anfänge der Moderne zurückreicht. Vertreter des russischen und deutschen Humanismus glaubten, dass die nationale Identität eine Zwischenstufe zum Erwerb einer übernationalen — universellen Identität sei, die die Konfrontation zwischen West und Ost überwinde.

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