Comparative Population Studies (Jan 2016)

Demografisches Bild der Fertilität in Deutschland vor und nach dem Zensus 2011: Noch keine Trendwende in Sicht

  • Olga Pötzsch

Journal volume & issue
Vol. 41, no. 0

Abstract

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Die Bevölkerungsvorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes zeigen einen voraussichtlichen Rückgang der Geborenenzahl in den 2020er Jahren. Zu dieser Entwicklung wird eine tendenziell rückläufige Anzahl der potenziellen Mütter in Kombination mit einer angenommenen weiterhin niedrigen Geburtenrate führen. Angesichts der vor dem Zensus 2011 vorliegenden empirischen Befunde gab es keine Hinweise darauf, dass eine im nächsten Jahrzehnt eventuell deutlich steigende Geburtenhäufigkeit die sinkende Anzahl potenzieller Mütter kompensieren würde. Der Zensus 2011 hat aber zu Korrekturen in der Bevölkerungsgröße, in der Altersstruktur und folglich in den relativen Maßzahlen der Fertilität wie z.B. der zusammengefassten Geburtenziffer und der endgültigen Kinderzahl je Frau geführt. Ziel dieses Beitrags ist es, die Auswirkungen des Zensus 2011 auf die Maßzahlen der Fertilität zu quantifizieren und bisherige Befunde zu den Fertilitätstrends auf der zensusjustierten Datengrundlage auf ihre Gültigkeit zu prüfen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Analysen zur Kohortenfertilität und den Folgen der immer späteren Familiengründung für die endgültige Kinderzahl und die Paritätsverteilung. Anhand von zahlreichen Befunden wird gezeigt, dass ein kontinuierlicher Wiederanstieg der endgültigen Kinderzahl je Frau in den kommenden zwei Jahrzehnten ohne Trendwende im Geburtenverhalten nicht realisierbar ist. Allein um den zunehmenden Rückgang der Fertilität im Alter unter 30 Jahren ab Jahrgang 1974 zu kompensieren und dadurch eine Stabilisierung der endgültigen Kinderzahl auf dem relativ niedrigen Niveau zwischen 1,5 und 1,6 Kindern je Frau zu erreichen, wäre eine verstärkte Zunahme der Fertilität im Alter ab 30 Jahren erforderlich. Ein Anstieg und eine anschließende Stabilisierung der endgültigen Kinderzahl auf dem Niveau von mindestens 1,6 Kindern je Frau würde darüber hinaus eine Trendumkehr in der Entwicklung der Kinderlosenquote und deutliche Veränderungen im Geburtentiming voraussetzen

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