Paedagogia Christiana (Oct 2010)
Der innere Dialog in der Kirche
Abstract
Der Autor des Artikels stellt die These, dass der innere Dialog in der Kirche aus der dialogischen Natur der Offenbarung sowie aus der dialogischen Struktur der Kirche resultiert. Nach J. Salamon ist das Christentum eine dialogische Religion, eine solche also, in welcher der Mensch durch Vermittlung der Gemeinschaft der Kirche, sowie auch persönlich zu dem Dialog (Gespräch) mit dem Gott (Dialog des Heils, colloquium salutis) eingeladen ist. Der Dialog in der Kirche wird nicht als Negotiationen oder Verhandlungen verstanden, sondern als der praktische Ausdruck der Nächstenliebe, welche das Anderssein zu akzeptieren vermag. Die wichtigsten Formen des Dialogs in der Kirche sind der doktrinelle (theologische) Dialog sowie der pastorale Dialog. Die Kirche besitzt dialogische Strukturen auf allen Ebenen, d.h. auf der allgemeinen sowie auf der lokalen und der Ebene der Pfarrei. Die Grundlage des Dialogs bildet die Anerkennung aller Glieder der Kirche (Laien und Klerus) als Partner des Dialogs unter Berücksichtigung des Unterschiedes der Rollen, Funktionen und Ämter. Der Dialog setzt die Pluralität in der Kirche voraus, die nicht soziologisch verstanden wird (Pluralismus), sondern als Einheit in der Mannigfaltigkeit. Nur in einer solchen Perspektive sind in der Kirche öffentliche Meinung sowie Meinungsfreiheit möglich. Zu den Haupthindernissen im Dialog gehören: der Anspruch einzelner Gruppen und Optionen auf ausschließliche Identifikation mit der Kirche, sowie die Bevorzugung der hierarchischen Struktur der Kirche vor ihrer gemeinschaftlichen Natur (communio).