Technikfolgenabschätzung – Theorie und Praxis (Nov 2015)

Desorientierung der TA oder Orientierungsgewinn?

  • Knud Böhle

DOI
https://doi.org/10.14512/tatup.24.3.91
Journal volume & issue
Vol. 24, no. 3

Abstract

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Gegenüber der von Armin Grunwald geforderten „hermeneutischen Wende“ der TA angesichts spekulativer Technikzukünfte und kontroverser Debatten um die „New and Emerging Sciences and Technologies“ (NEST), wird hier für eine praxis- und prozessorientierte TA auch im Fall der NEST argumentiert. Die unterschiedliche Sicht folgt aus der jeweiligen Bestimmung der Ausgangssituation. Grunwald folgert aus dem Umstand, dass es bei den NEST kein robustes Wissen über ihre künftigen Folgen gibt, dass der TA nichts anderes übrig bliebe als sich hermeneutisch mit den visionären Narrativen der NEST und den zugehörigen Debatten zu befassen, um so doch noch Orientierungswissen zu generieren. Dieser Letzte-Ausweg-Ansatz blendet aus, so die Kritik, dass es zu dem Zeitpunkt, an dem TA sich mit einer der NEST zu befassen beginnt, schon manifeste soziotechnische Innovationsprozesse im Gang sind, es einen dazu gehörigen Sachstand der wissenschaftlich-technischen NEST-Entwicklung gibt, und auch schon Politiken, die auf visionäre Narrative rekurrieren. Eine an den laufenden Innovationsprozessen ansetzende TA, so die Gegenthese, sollte deshalb auch im Fall von NEST-Entwicklungen in der Lage sein, ohne Umwege politikrelevante Orientierungsleistungen zu erbringen.

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