Conflict & Communication Online (Oct 2018)
Nichtreligiosität und „religiöse Unentschlossenheit“ bei türkeistämmigen Migrantinnen und Migranten in Deutschland: Eine erste Beschreibung
Abstract
Das Thema Nichtreligiosität wird bei türkeistämmigen Migrantinnen und Migranten häufig von Debatten zu Islam und Integration überschattet, obwohl die Türkei eine lange Geschichte nichtreligiöser, säkularer Positionen hat. Die vorliegende Studie fand in einer repräsentativen Befragung für Türkeistämmige in Deutschland (N = 1201, 51,5 % männlich), dass sich 12,4 % als „wenig“ oder „nichtreligiös“ und weitere 10,3 % als „weder religiös noch nicht-religiös“ bezeichnen, wobei letztere häufig eine mittlere religiöse Position darstellen. In Gegenüberstellung zu Hochreligiösen konnte gezeigt werden, dass patriarchal-autoritäre und endogame Familienstrukturen wichtige Schlüsselfunktionen in der religiösen, v. a. muslimischen Sozialisation einnehmen. Es zeigten sich außerdem Beziehungen zwischen Nichtreligiosität und Akkulturationsstrategien, allerdings hat die Generationszugehörigkeit hier einen deutlich stärkeren Einfluss. Abschließend wird Akkulturation von wenig- oder nichtreligiösen Menschen als ein wichtiges Zukunftsthema der Migrationsforschung betont.