Zeitschrift für Praktische Philosophie (Dec 2017)

Der mediterrane Mythos als kritische Theorie der Moderne

  • Mario Wintersteiger

DOI
https://doi.org/10.22613/zfpp/4.2.4
Journal volume & issue
Vol. 4, no. 2

Abstract

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Der vorliegende Beitrag argumentiert, dass die mediterrane Mythenwelt, wie sie im philosophischen Werk Albert Camus’ begegnet, eine kritische Theorie sui generis – verstanden als eine rationalitäts- und ideologiekritische Position – in sich birgt. Als solche, so lautet die hier vertretene These, ist sie – zumindest unter bestimmten Gesichtspunkten – der Frankfurter Schule überlegen. Das griechische Denken à la Camus teilt mit jener zwar den wachen Blick für die Schattenseiten der Moderne, vermeidet dabei aber die allzu große Reserviertheit gegenüber Anthropologie, Ästhetik und Mythos, wie sie im Umfeld der Kritischen Theorie häufig anzutreffen ist. Camus’ tragisches Denken, das an der mediterranen Mythologie – unter anderem am griechischen Nemesis-Mythos – geschult ist, erörtert die natürlichen Grenzen, die nicht verletzt werden dürfen, von modernen politischen Heilslehren aber in maßloser und folglich verhängnisvoller Weise überschritten werden.

Keywords