Qualifizierung für Inklusion (Jul 2020)
Erwachsenenpädagogische Fachlichkeit für eine inklusive allgemeine Erwachsenenbildung. Eine kooperative Mehrebenenherausforderung am Beispiel von Blindheit und Sehbeeinträchtigung
Abstract
Fragen von Weiterbildungsbeteiligung – und damit Fragen von Inklusion/Exklusion in einem soziologisch-sozialstrukturellen Sinn – spielen in der Erwachsenenbildung seit jeher eine große Rolle. Inklusion unter der Perspektive von geistig-körperlicher Beeinträchtigung ist in der Erwachsenenbildungswissenschaft dagegen ein (noch) randständiges Thema. Erst seit wenigen Jahren beginnen Erwachsenenbildungseinrichtungen wie auch die Erwachsenenbildungswissenschaft, sich verstärkt mit Fragen von Inklusion auf organisationaler, professioneller und didaktischer Ebene zu befassen. Ein großes Desiderat sowohl in der wissenschaftlichen Fokussierung als auch handlungspraktischen Ausgestaltung stellt die Professionalität bzw. Qualifizierung des Personals für eine inklusive Erwachsenenbildung dar, insbesondere unter der Perspektive einer nicht isolierenden, sondern für die Gesamteinrichtung funktionalen Weise. Der Text vertritt die These, dass gerade in der Erwachsenenbildung Fachlichkeit aus einem komplexen Zusammenspiel von makro-, meso- und mikrodidaktischen Faktoren resultiert. Die komplexe Beziehung zwischen Bedarfsanalyse, Teilnehmendengewinnung und Angebotsrealisierung verlangt in der Erwachsenenbildung eine Fachlichkeit, die in einem kooperativen Miteinander von Leitung, Planung, Kursgestaltung und administrativer Begleitung aufgespannt ist. Inklusive Fachlichkeit muss aus diesem komplexen Miteinander hervorgehen, was für die theoretische Konzeptionalisierung inklusionsorientierter Professionalitätsentwicklung von großer Bedeutung ist. Im Folgenden wird daher der Versuch unternommen, diese inklusionsorientierte, kooperative Fachlichkeit im Rahmen öffentlicher Weiterbildung und am Beispiel von Blindheit und Sehbehinderung genauer zu bestimmen. Dazu wird zunächst in einer allgemeinen Perspektive inklusive Fachlichkeit als kooperative Gesamtleistung öffentlicher allgemeiner Erwachsenenbildung skizziert, um dann die damit verbundenen Herausforderungen am Beispiel der Adressatengruppe blinder und sehbeeinträchtigter Personen zu verdeutlichen. In dieser Perspektive zeigt sich inklusive Erwachsenenbildung als eine komplexe Bildungsdienstleistung, die professionstheoretisch als kooperative Verknüpfungsleistung im Mehrebenensystem von Erwachsenenbildung zu konzipieren ist. Abstract Issues of participation in continuing education – and thus issues of inclusion/exclusion in a sociological-socio-structural sense – have always played a major role in adult education. Inclusion from the perspective of mental and physical impairment are, however, (still) a marginal topic in adult education. Only for a short period of time, adult education institutions, as well as adult education science, have begun to focus more on issues of inclusion at an organizational, professional and didactic level. A major desideratum in both the scientific focus and practical training is the qualification of the staff for an inclusive adult education, especially from the perspective of a non-isolating but functional way for the whole organization. The text argues that, especially in adult education, professionalism results from a complex interplay of macro-, meso- and micro-didactic factors. The complex relationship between needs analysis, participant acquisition, and service delivery requires a professionalism in adult education that is built on a cooperative approach of leadership, planning, course design and administrative support. Inclusive expertise in adult education must emerge from this complex coexistence, which is of great importance for the theoretical conceptualization of inclusion-oriented professional development. The article, therefore, attempts to determine more precisely this inclusion-oriented cooperative professionalism in the context of public adult education and the example of blindness and visual impairment. To this end, we will first outline a general perspective of inclusive educational professionalism as a cooperative overall service of general adult education, to then illustrate the associated challenges and task of adaption in the context of blindness and visual impairment. In this perspective, inclusive adult education is a complex educational service, which is to be devised in profession theory as a cooperatively created link in the multi-level system of adult education.
Keywords