Limina (Feb 2019)

Die Zerstörung des sozialen Bandes und die Hyperaktivität im Diskurs des Kapitalisten

  • Recalcati, Massimo

DOI
https://doi.org/10.25364/17.2:2019.2.11
Journal volume & issue
Vol. 2, no. 2
pp. 214 – 231

Abstract

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Der Kapitalismus gilt in seinem klassischen Verständnis nicht nur als Produkt rationaler Wirtschaftlichkeit, sondern scheint heute paradigmatisch die liberale Freiheit der Moderne zu verbürgen. Dem kapitalistischen Subjekt ist es erstmals möglich, ohne Einschränkung aufgrund äußerer Zwänge und ohne Verbote durch religiöse oder moralische Systeme, frei seine Bedürfnisse zu stillen und sein Wollen zu verfolgen. Der vorliegende Beitrag dekonstruiert diese Idee der Freiheit durch die Interpretation des psychoanalytischen Diskurses des Kapitalisten von Jacques Lacan. Er entlarvt den Kapitalismus selbst als totalitäre Ideologie, die anstatt eines gemeinschaftlichen „Herrn“ den Imperativ des Genießens ins Zentrum rückt. Analysiert werden die listigen Mechanismen der Warenzirkulation, die nicht nur mit der Idee einer ständig beschleunigten Akkumulation und Konsumption neue Pathologien befördern, sondern die Beziehungen des Menschen zu seiner Umwelt, den anderen und zu sich selbst tiefgreifend transformieren. Demgegenüber steht der Verweis auf den Diskurs der Liebe, der zur Verwirklichung von Freiheit die negativen Momente von Mangel und Unterbrechung wahrt.

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