Arheološki Vestnik (Apr 1966)

Srednjelatensko obdobje v Sloveniji

  • Stane Gabrovec

Journal volume & issue
Vol. 17

Abstract

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Im ersten Kapitel gibt der Autor eine kurze Obersicht der Lateneforschungen im slowenischen Bereich. Im ersten Teil wird der Stanel der Forschun.g in MiHel[1]europa und den benachbarten Gebieten Sloweniens dargestellt (Anm. 2-2·1), und im zweiten Teil in Slowenien selbst. Das Material wurde fast zur Ganze noch vor dem ersten Weltkrieg gewonnen (Mokronog, Idrija bei Bača, Šmihel bei Postojna, Mihovo, Vinica u. a.), stammt in iiberwaltigender Mehrzahl aus Grabern und ist mit geringfi.igigen Ausnahmen noch unveroffentlicht; synthetische Arbeiten - abgesehen von Miiller-Karpes Studie (Anm. 2·7) - fehlen. Die iibrige recht magere Literatur s. in Anm. 22-36 und insbesondere beim Fundortverzeichnis (2. Kapitel slowenischen Textes). Im zweiten Kapitel gibt der Autor einen Uberblick des Materials aus Slo[1]wenien, das fiir das Studium der Latenezeit zur Vcrfiigung steht, u. zw. getrennt das Material von Ansiedlungen, von Nekropolen und von Zufallsfunden. Dem Fundortverzeichnis mit kurzen Zeit- und Kultur- bezeichnungen sind schon im Text Literaturangaben beigefiigt. Auf Grund dieses Verzeichnisses ist auch die Karte der Latenefundorte angefertigt (Beil. 1). Zu diesem Verzeichnis gehort auch eine zeichnerische Wiedergabe ausgewahlten Latenemateriales. Diese Auswahl umfafit das Gesamtmaterial aus Mokronog und Vinica, soweit es im National[1]museum von Ljubljana aufbewahrt ist, und ausgewahlte Sti.icke aus Podzemelj, Magdalenska gora, Valična vas und etlichen kleineren Fundstatten. Der wissenschaftliche ·wert des Materials ist infolge unsystematischer Erfor[1]schung und nicht erhaltener geschlossenen Funde bes( heidener, enthalten do eh die slowenischen Museen aus der Latenezeit k aum ein geschlossenes Grab! Deshalb miissen wir die einzelnen Materialgruppen zunachst im ganzen untereinander ver[1]gleichen. Dabei er.geben sich auf zwanglose Weise drei kulturhistorische Horizonte, zu denen s ich mit einigem Vorhehalt noch ein vierter hinz11 z ah len lafit. 1. Die Mokronoger Gtuppe; wir haben sie so benannt nach dem wichtigsten slowenischen Fundort von reinem Latenetypus. 2. Die Vinica-Gruppe, nach dem wichtigsten japodischen Fundort in Slo[1]wenien. 3. Die Iclrija-Gruppe, nach dem hecleutendsten Latenefundort im Slowenischen Kiistenland. 4. Die šrnarjeta-Gruppe, bzw. Magclalenska gora-šmarjeta-Gruppe nach den beiden bekannten Hallstatt-Fundorten, elie auch beeleutendes Latenematerial auf[1]weisen. Wenn es mir gestattet ist, im Interesse der Klarheit historische Schlufifolgerun[1]gen vorwegzunehmen, so enthalt die Mokronoger Gruppe elen reinsten Kelten[1]nachlafi; die Vinica-Gruppe den J apodennachlafl; elie Idrija-Grnppe den karnischen. Die šmarjeta-Gruppe moge unbestimmt bleiben; mit erheblichem Vorbehalt lieL'!e sie sich der einheimischen Bevolkerung zuschreiben. Ist die soeben gegebene lokale Gruppierung nach Hauptfundorten archaologisch gut durchfuhrbar und nachweishar, so ist die ethnische Gruppierung vorderhand nur eine bloss methodologische. 1. Die Mokronoger Gruppe. Hieher zahlen wir auBer Mokronog noch Roje bei Moravče, Valična vas, Spodnja Slivnica, Brežice, Dobova, zumindest einen Teil von Novo mesto in Unterkrain und im Savetal (Posavje); Formin, Skorba, Drešinja vas im slowenischen Teil der Sudsteiermark, um nur die wichtigsten Fundorte zu nennen. Was charakterisiert die Mokronoger Gruppe? Zuerst die Bestattungsart: Am besten beschrieben ist sie in Mokronog selbst. Aus Dežmans, Szombathvs und Rutars Berichten geht hervor, daR es sich immer um Brandbestattung in den flachen Nekropolen gehandelt hat. Die YerhaltnismaRig engen Grabgruben sind rund oder viereckig, auf ihrem Boden lagen ausgewahlte ver[1]brannte Knochen olme Kohle und Ascbe. Sowobl ftir Mokronog wie fur Valična vas liegeu Berichte v or, wonacb sie mit Kieselsand bestreut waren. Auf die Brandreste wur[1]den Beigaben gelegt. Diese Bestattungsart gilt gewiR noch fur Valična vas, fur die anderen Fundorte sind die Angaben sparlicher, bestatigen aber gewobnlich wenig[1]stens die grundlegencle Feststellung, daR wir es mit Branclgrabern zu tun haben (Anm. 46). J edenf all s ist die Bestattun.gsart in der Latenezeit neuartig gegenuber der junghallstattischen Bestattungsart in Unterkrain. Das ist am besten in Mokronog zu beobachten (Anm. 47), wo die Latene-Nekropole in der Nahe der junghallstattischen Hu.gelnekropole mit Skelettbestattung liegt, und z. T. auch in Valična vas (Anm. 48). Mit der materiellen Hinterlassenschaft konnen wir uns im einzelnen nicht befassen (Anm. 4-9); als Beispiel bringen wir das gesamte Material vom wich[1]tigsten Fundort Mokronog auf den Taf. 1-13. Schon der Blick aufs Ganze zeigt, daR in der Mokronoger Gruppe im Vergleich mit den iibrigen Gruppen am reinsten der Typenvorrat der mitteleuropaischen keltiscben Latenekultur vertretten ist. Das gilt fur die Mannerwaffen, vor allem die Schwerter mit Kette, den Schild, das Hiebmesser, die Lanze, wie auch ftir die weibliche Ausstattung, die bronzenen Gurtelketten, die Armringe und die Fibeln. Das ganze Material, mit Ausnahme hloss einiger Stticke, ist ohne Verbindung zur Hallstatt-Dberlieferung, doch in eng[1]stem Zusammenhang mit dem keltischen Mitteleuropa. Das gilt nicht allein fur Einzelgegenstande, sondern auch fur die Gesamtausstattung der Graber. Obwohl die Grabeinheiten nicht erhalten sind. laflt sich das Mokronoger Kriegergrab der Latenezeit leicht an Hand mitteleuropai'scher Keltengraber und 'nicht an Hand hallstattischer Dberlieferung rekonstruieren. Gegeniiber dem Streitbeil, zweien Lanzen, und den Schutzwaffen haben wir jetzt das lange Lateneschwert, das Hieb[1]messer und eine Lanze. Aus den Frauengrabern sind - neben dem volligen Um[1]bruch in der typologischen Struktur der ublichsten Beigaben (Fibeln und Arm[1]bander) - die Ohrringe und vor allem die Bernstein- und Glasperlen verschwun[1]den. Demgegeniiber finden wir jetzt Vergleichsmaterial einerseits im allgemeinen Schatz der Latenekultur, deren Bereich sich von der Adria bis zur Nordsee erstreckt, anderseits noch ganz besonders ostlich und nordostlich von Slowenien (Anm. 50), im Raum vom mittlern Donauland bis zur Donau bei Manching. Die lokale Pra[1]gung der Mokronoger Gruppe kommt zum Ausdruck im Lochbeil (Taf. 8, 2:. 6), das in dieser Gestalt eine Besonderheit des slowenischen Raumes ist. Es findet sich haufig schon in der rein hallstattischen Umgebung der jungsten Hallstattstufe wie auch in šmarjeta- und Idrija-Gruppe. Fur die Vinica-Gruppe HHH sich das nicht behaupteu, denn sie hat die Waffen als Grabbeigaben nicht gekannt. Zur Hallstatt[1]tradition gehort wohl das eiserne Ti.illenbeil (Taf. 8, 1). Auch Fiheln wie Taf. 13, 4. 7 finden sich mu in der Mokronoger Gruppe (Anm. 73.) und in ahnlicher Form - sehr bezeichnend - auf japodischem Gebi et (Anm. 54). In der spa teren Ph ase jedoch scheinen elie friiheren ostlich-nordostliche Verbindungen nachznlassen und bodenstandige Eigenheiten, angeregt im japodischen Bereich, scheinen starker her[1]vorzutreten. Offensichtlich jiin.gere Varianten von Fibeln wie z. B. Taf. 12:, 8 und 13; 12 haben jetzt ihre entsprechenden Parallelen in šmarjeta und im Vinica[1]Umkreis (Anm. 56). Schon die Armbrustkonstruktion offenbart einheimische Hall[1]statt-Dberlieferung, obzwar die Hallstatter Armbrustfibeln im Gegensatz zu den Latenefibeln zweiteilig waren. Viel zu wenig Keramik ist erhalten, die fiir unsere Erwagungen gewiR sehr aufschluRreich ware. Im Hinblick auf die Karntner Ke[1]ramik ist jedenfalls zu bemerken, daH sich der Typus Goričica (Anm. 57), so selb[1]standig er auch ist, nicht aus der Hallstatt-Dberlieferung, sondern bloH aus dem allgemeinen Formenschatz der keltischen LatQn.ekultur ableiten !aRt. Das gilt sowohl fiir die Formen 'vie fi.ir die Technik der Goričica Keramik. Dasselbe gilt fiir elie noch unveroffentlichte Keramik aus Roje bei Moravče, die im Naturhi[1]storischen Museum in Wien aufbewahrt ist, und fiir die Keramik aus Formin. Vollig im Dunkel sind wir hinsichtlich der verworfenen Keramik aus Mokronog; die Berichte sprechen namlich von schwarzen Topfchen schlechter Handarbeit, »he[1]trachtlich schlechter als in der Hallstattzeik (Anm. 58.) Das ist offenbar ein an[1]derer Keramiktyp als in Formin und in Roje, vielleicht ist er der Keramik gleich[1]zusetzen, die aus Novo mesto šribar veroffentlichte (Anm. 59). Wir nannten die Brandbestattung charakteristisch fiir die Mokronog-Gruppe. Der Ursprung der Brandbestattung ist ziemlich verwickelt und widerspricht auf den ersten Blick unserer Annahme, wonach die Mokronoger Latenegruppe eine reine keltische Gruppe ware, ist doch fiir elie Kelten die Skelettbestattung geradezu bezeichnend. In diesem Zusammenhang seien zwei Tatsachen erwahnt. Auf die erste hat schon P. Reinecke hingewiesen (Anm. 60) , der zuerst dargetan hat, daR im Lateneraum neben der vorherrschenden Skelettbestattung von allem Anfang an auch die Brandbestattung vorkommt; diesen Gedanken hat dann H. Miiller[1]Karpe (Anm. M) noch erweitert. Auf die zweite Tatsache weist jetzt die tschecho[1]slowakische Forschung hin, die in ihrem Raum eine eigene Gruppe von latenezeit[1]lichen Brandbestattungen festgestellt hat: Diese sind im Gegensatz zu den Skelett[1]bestattungen sehr spat (Anm. 62). Weder mit der einen noch mit der anderen These !aRt sich die Brandbestattung von Mokronog gut erklaren. Reinecke sah namlich die Ursache der Brandbestattung in der Mokronoggruppe gerade darin, daR die Mokronoger Kelten die Brandbestattung von den lllyriern iibernommen hatten . ein Gedanke, der vollig unvereinbar mit der Lage in Mokronog bezw. Unterkrain iiberhaupt steht, wo wir gerade das Gegenteil festgestellt haben (Anm. 63~. Und die tschechoslowakischen Kollegen setzen ihre Gruppe von Brandgrabern so spat an (ans Ende des 2. und in den Anfang des 1. vorchr. Jh.), daR sie auch nicht unsere - jedenfalls schon altere - Gruppe von Mokronog erklaren kann. Die beste Losung diirfte in der von P. Reinecke gesuchten. Richtung liegeu, nur ist die Brand[1]bestattung nicht von den Illyriern iibernommen. worden, schon gar nicht von jenen in Unterkrain, sondern anderswo im Bereich jener Hallstattkultur, welche die Brandbestattung beibehalten hatte. Einen solchen Raum finden wir schon in der unmittelbaren Nahe der illyrischen Hallstattkulturen. Da lassen sich bereits die donaulandischen Hallstattkulturen erwahnen, sowie der Raum von Este und Sveta Lucija mit seinem Hinterland, und der ganze inneralpine Bereich. Auch in diesem Fall diirfen wir von griindlicheren Untersuchungen noch gute Ergebnisse erwarten (Anm.64). Damit wollen wir unseren Abri.fl der Mokronoger Gruppe - der wir zur Ganze die karntnerischen Latenefundorte zuzahlen- abschlieflen. Fiir unsere Zwecke geniigt die Erkenntnis, da.fl diese Gruppe im Sinn der mitteleuropaischen keltischen Latenekultur am reinsten ist, da.fl sie mit jener in unmittelbarer Verbindung und offenbar auch von ihr in Abhangigkeit steht, und da.fl das Besiedlungsgebiet nicht auf einen Einheitsraum, sondern auf Einzelinseln hinweist, die sich mit den Einfallsbereichen der Donaukelten gut verbinden lassen. 2. Die Vinica-Gruppe. Das Vinicamaterial, das wir einem leichteren Vergleich zuliebe in Gesamtheit bringen (Taf. 14-20, Anm. 65) allerdings mu das Material, das in Narodni muzej aufbewahrt ist; zeigt auf den ersten Blick ein ganz anderes Bild. Hier gibt es zum Unterschied von der Mokronoger Gruppe praktisch keinen Zusammenhang mit der mitteleuropaischen keltischen Latenekultur. Auch in diesem Fall interessieren uns nur wesentliche Feststellungen in grobem Abri.fl ohne Einzelheiten. Die lokalen Typen herrschen vor, so z. B. bei den Fibeln (z. B. Taf. 14-17), die sich klar von den Mokronoger Fibeln unterscheiden. Wiewohl uns in unserer Analyse im Augenblick chronologische Fragen noch nicht interessieren, ist es doch vollig klar, da.fl diese Unterschiede nicht nur chronologischer Art sind. Au.flerdem finden sich in der Vinica-Gruppe zahlreiche Eigenheiten, die der Mokro[1]noger Gruppe ganz fremd sind; »Hirtenstabe« (Taf. 19, 1-9), Pinzetten (Taf. 18, 1-2), verschiedene Anhangsel (Taf. 18, 6. 8-10, 14) . Anderseits aber hat eine ganze Reihe mitteleuropaischer Latene-Charakteristiken keinen Weg zur Vinica[1]Gruppe gefunden. Wesentlich darunter sind: die Riistung des keltischen Kriegers, das Schwert mit der Kette, das Hiebmesser, Hohlbuckelringe, die weibliche bron[1]zene Giirtelkette. DaR auch das Material der Vinica-Gruppe ohne die keltische mitteleuropaische Latenekultur undenkbar wiire, widerspricht dem nicht. Es gibt erstaunlich wenig echten Import; in den meisten Fallen handelt es sich um ortliche Umgestaltungen und ortlichen Geschmack. Die unsicheren chronologische Verhaltnisse in der Vinica-Gruppe erschweren sehr die richtigen Beziehungen zur keltischen mitteleuropaischen Latenekultur herauszulesen. Fibeln wie Taf. 16, 7. 8; 17, 1- 4. 9 (Anm. 61&) verdanken ihre Anregung gewiss der mittel europaischen Latene[1]kultur, die Unterschiede fallen aber trotzdem ins Auge. Vor allem gibt es in der Vinica-Gruppe eine merkliche N eigung zur Verdickung des Fibelbogens, besonders am Kopfteil, und zur Armbrustkonstruktion. Keramik ist in unserm Vinica-Material unbekannt. Vogt konnte (Anm. 67) in der versteigerter Mecklenburg-Sammlung drei Gruppen unterscheiden. Zunachst die Keramik die an den heimischen hallstattischen Formenschatz gemahnt; danu die Hallstattkeramik vom Estetyp (schwarz-rotgefarbte Fu.flwasen) und schlie.fllich ist auch ein typisches Latenegefa.fl im miteleuropaischen Sinn erhalten, auf der Drehscheibe hergestellt. Die Hallstatter Dberlieferung ist also in volli.ger Vorherr[1]schaft. Die Grundorientierung der Vinica-Gruppe ist klar und weist in den klassi[1]schen Ra um der Jap od en in der Lika (Amn. 68), wobei jedoch die ortliche Selb[1]standigkeit ebenso erkennbar ist. Ebenso stark ist die heimische Hallstattradition wirksam. Ich erwahne nur Pektorale, Dreiknopf- und Certosafibeln. In Vinica gibt es zum Unterschied von der Mokronoger Gruppe in der materiellen Kultur keinen Umbruch. Das selbe gibt auch fiir die Bestattungsart. Unser Material ent[1]stammt einer flachen Nekropole, mit ziemlich unklarem Verhaltnis zwischen Brancl- und Skelettgrabern, wie das fiir die japodischen Nekropolen schon iiblich ist (Anm. 6·kannt ist. Auch in Frauengrabern fehlen typische Beigaben, wie sie in Kelten[1]grabern haufig sind. Gerade so fehlen ganz Hohlbuckelringe, die Glasarmbander (die sogar in Vinica gefunden wurden!) und die bronzenen Frauengiirtelketten. Idrija selbst zeigt auch deutlich eine unmittelbare Verbundenheit mit der vorhergehenden Hallstattperiode. Immerhin lassen sich auch Unterschiede fest[1]stellen: Die Idrijagraber weis en in ihrem Inventar sehr haufig Waffen auf (v gi. Grab 44, 29, 34, 3-7, 40) , welche die Bevolkerung von Sveta Lucija im Geg·ensatz zu jener von Unterkrain nicht ins Grab mitzugeben pf!egte. Das Verhaltnis zwischen den Latenenekropolen des Idrijatyps und den einzelnen LatEme.grabern mitten in den Hallstiitter Nekropolen (Kobarid, Sveta Lucija, Koritnica) ist vorderhand ungeklart. Die Bestattungsart ist, abgesehen von der bereits festg·estellten Veranderung in der Struktur der Grabbeigaben, in unserem Fali minder aussagend: Die Graber sind Brandgraber und vorwiegend mit Steinplatten bedeckt, was sie zweifellos mit der Sveta Lucija-Gruppe verbindet, zugleich aber teilweise auch mit den Mokro[1]noger Latenegrabern. 4. Die šmarjeta- (oder šmarjeta-Magdalenska gora) Gruppe. Bei dieser Gruppe konnen wir gleich eingangs festhalten, daH ihre Selbstandigkeit nicht so eindeutig ist wie bei den drei iibrigen. Vor allem erschweren uns hier die Unah[1]geschlossenheit der Funde, das Fehlen von Planen und im Zusammenhang damit die ungeklarte Zeitfolge sehr die Beurteilung. Im Gegensatz zu den vorhergehen[1]den abgeschlossenen Flachnekropolen handelt es sich hier um Graber am Rand grofier Hallstattnekropolen, sei es um Hiigelnachbestattungen (so besonders auf Magdalenska gora, in Stična, Dobrova bei Dobrnič), oder um Flachnekropolen, ge[1]wohnlich mit Brandbestattung, in der unmittelbaren Nahe der Hallstatthiigel und Ansiedlungen (šmarjeta). V or einer monographischen Bearbeitung der gro Il en Hall[1]stattfundstatten, vor allem Magclalenska gora und šmarjeta, sine! alle unsere Aus[1]fiihrungen ziemlich unsicher besonders auch darum, weil etliches Material auBer[1]halb der slowenischen Museen (Naturhistorisches :Museum in Wien, Mecklenburg[1]Sammlung), noch unpubliziert ist. Wenn wir trotzden einen Versuch der Kennzeich[1]nung riskieren, sine! wir uns seiner Zweifelhaftigkeit bewufit. Wir stiitzen uns hauptsachlich auf das Material von šmarjeta und Magdalenska gora im National[1]museum in Ljubljana. Vom erstern hat H. Miiller-Karpe eine Auswahl Fibeln ver[1]offentlicht (Anm. ?6); vom letztern gehen wir eine Auswahl in unseren Taf. 23, 1-?. 9~11 ; 24. Als bekannt, setzen wir Miiller-Karpes Ansicht voraus, der im šmarjeta-Material mit einiger Zuriickhaltung keine eingene Kulturstufe, sonclern einen eigenen Zeitabschnitt erblickt (Aum. 77). Die Bestattungsart allein sagt nicht viel aus. Die latenezeitliche Nachbestattung in Grabhiigeln auf Magdalenska gora spricht mehr fiir die Stetigkeit von Grabstatte und Bevolkerung, oder wenigstens fiir eine ruhige Verschmelzung der alten illyri[1]schen und der eingedrungenen Bevolkerung; das Flachgraberfeld von šmarjeta steht im selben Verhiiltnis zum hallstiittischen Grabhiigelfeld wie in Mokronog. Eine Analyse des Materials ergibt nachfolgendes Bilc!. Die Fibeln aus šmarjeta und die ihnen sehr iihnlichen ·aus Magclalenska gora haben trotz des vorwiegend Mittellateneschemas fast keinen Zusammenhang mit jenen aus Mokronog, gesch[1]weige denn mit mitteleuropaischen Fibeln. Ihre Kennzeichen sind die lange Armbrust[1]konstruktion (doch die Fibeln sind, ungleich den junghallstiittischen, von eintei[1]Jigem Schema!) und der verdickte Bogen am Kopf. In dieser GestaH sind sie in engster Verbindung mit einem Teil der Vinica-Fibeln (Taf. 16, 7. 8; 17, 2, Anm. 78). und vor allem mit jenen aus Podzemelj (Taf. 21; 22, 7-9). Z. T. gibt es in šmarjeta Stiicke, die bestimmt unter dem unmittelbaren Einflufl von Vinica stehen (Miiller[1]Karpe Abb. 18, 2. 3. 6. ?. 11 und unsere Taf. 16, 5-8; 15, 7, Anm. ?·9). Falls wir mit Miiller-Karpe die Ansicht teilen diirfen, wonach Fibeln in šmarjeta im Gegensatz zu Mokronog paarweise getragen wurden, ist auch darin eine Verbindung mit Vini[1]ca (Anm. 80) und auch mit der jiingsten Hallstattzeit mi:iglich. Die Fibeln offenbaren also - bei selbsUindiger Gestalt - eine starke V erbundenheit mit Vinica. Gegenii[1]ber der Miiller-Karpes These, dafl sie den spaten Latimehorizont in Slowenien vor[1]stellen, ist es ihre typologische Verschiedenartigkeit zu beton en; sind sie doch kaum in einen und denselben zeitlichen Horizont zu zwangen. Typische Lateneschwerter gibt es verhaltnismaflig wenig, und soweit sie · zeit- !ich bestimmbar sind, gehi:iren sie der spaten Latenezeit an (Anm. 81). V or allem aber findet sich zusammen mit dem Schwert nicht ein einziges Mal mehr eine Kette oder ein Rasiermesser; auch der S child ist ziemlich selten (zweimal fin det s ich ein Rundschild, gewifl aus der Spatlatenezeit, Anm. 82). Auch die Hiebmesser treten alle in der jiin.geren Form mit ringfi:irmigem Abschlufl auf (Anm. 813). Damit ist freilich nicht gesagt, es gebe in šmarjeta keine Waffen, die ins MittellaUme angesetzt werden ki:innten. Vor allem gibt es eine grofle Zahl Lochaxte, die schon im jiingsten Abschnitt der Hallstattzeit aufzutreten beginnen und bestimmt auch noch ins Mittellatene hineinreichen, wie sich schon aus ihrer Anwesenheit in Mo[1]kronog schlieflen laflt. Ebenso sind die šmarjeta-Messer mit ausgelegtem Griff (Taf. 24, 1) mit jenen aus Mokronog Yerbunden (Taf. 8, 3- 4; 10, 9); es handelt sich demnach nicht um zwei verschiedene Zeithorizonte. obzwar diese Messer eher das Nachleben der Mokronoger Gruppe im Spatlatene zeigen (vgl. das gleiche Messer in Vinica, Taf. 20, 1). Wir di.irfen aber auch nicht vergessen, dafl es in Vinica keine Waffen in den Grabern gibt und dafl der Mangel an typischen Mittellatenewaffen in šmarjeta nicht allein Unterschiede zu Mokronog andeutet, sondern auch die bereits festgestellte Verbindung mit Vinica. Leider kann ich diese Ausfiihrungen auf keine g-eschlossene Funde stiitzen, weshalb sie etwas unscharf bleiben. Unser Gedankengang ist der, daR in der Selbstandigkeit des Typenhorizonts der šmarjeta-Gruppe kaum allein eine zeitliche Stufe zu erblicken ist. Gerade die Fibeln sind, trotz ihres Unterschieds von Mokronog, nicht nur einer Zeitstufe zuzuordnen, und das Fehlen typisch Mittellatenewaffen im Sinne von Mokronog und Mitteleuropa beweist eher, dafl dorthin ihr Trag·er, der Kelte, nicht geschlossen vorgedrungen ist und dafl der Eingeborene seine einheimische Tracht und seine heimischen Begrabnisgebrauche bewahrt hat, wenn schon nicht auch die alten heimischen Waffen. Wie sich typologisch zuverlassige keltische Waffen erklaren laHen wie der Friihlatenehelm, den Dežman veri:iffentlicht hat (Anm. 84, gefunden in einem Skelettgrab), das bleibt angesichts des Fehlens eines Gesamtplans der Ausgrabungen und eingehender Beobachtungen unklar. Obwohl es sowohl in šmarjeta wie auf der Magdalenska gora nicht viel typisches Mittellatene[1]material gibt, ist es schwer denkbar, dafl die beiden bedeutenden Hallstattansied[1]lungen nicht auch im Mittellatene sollten bewohnt gewesen sein. Allerdings ist einzuraumen, dafl in der šmarjeta-Gruppe spatlatenezeitliches Material stark iiberwiegt, und dafl das Bild des Einheimischen aus der Mittellatenezeit, den wir nach unserer Auslegung voraussetzen, noch keine iiberzeugende Gestalt angenorn[1]men hat. Mit dem Material und der Dokurnentierung, die uns zur Verfiigung stehen, la!H sich das auch nicht erreichen. Unsere soeben skizzierten Gruppen sind so verschieden, daf! es dringend nottut, die chronolo.gischen Fragen getrennt in den einzelnen Gruppen zu erortern. Freilich geht es auch hier nicht um Einzelausfiihrungen, sondern nur um die Skizze, die unser geschichtlicher Rahmen erfordert. Fiir die Vinica- und die Idrija[1]Gruppe geniigt es, deren Leben von der junghallstattischen Stufe (Ha D 3-3) bis zum Spatlatene aufzuzeigen, wobei uns in unserer Dbersicht genaue Abgrenzungen nicht interessieren. Wichtig ist nur die Feststellung, dafl alle Stufen vertreten sind u. zw. in stetiger Evolution ohne irgendwelche gewaltsamen Umbriiche. Die letzte Phase der jiingeren Hallstattkultur (Ha D 2-3) ist in der Vinica[1]Gruppe noch durch typisch junghallsttattisches Material vertreten. Wir mochten insbesondere die Certosafibel erwahnen (Taf. 15, 11), eine jiingere Ab art der Drei[1]knopffibel (Taf. 14, 1- 3•, auflerordentlich beliebt im japodischen Hallstattkreis durch die gesamte Hallstattperiode); teilweise gibt es immer noch Brillenfibeln in jiingeren Formen (ebenfalls fiir den japodischen Hallstattkreis bezeichnend). Als Beispiel sei das Grab 181 (Anm. 85) aus der Mecklenburg-Sammlung angefiihrt. Die Graber fiihre ich nach Holstes Skizzen an, die mir freundlicherweise das Vor[1]geschichtliche Seminar in Marbug a. L. zur Verfiigung gestellt hat. Im Grab 181 sind alle drei genannten Fibeln vereint; Grab 90 weist eine Certosa und eine Dreiknopffibel auf, eine Pinzette und Anhangsel (wie Taf. 20, 7-11), und ein Tongefafl vom Estetyp. Waffen und Werkzeug fehlen in den Grabern. Dieser Horizont ist durch verhaltnismaflig . zahlreiche Graber vertreten und hat zu[1]verlafllich durch das gesamte Friihlatene im Sinn der mitteleuropaischen Chrono[1]logie gedauert (Lt A und B nach Reinecke) , wahrscheinlich auch noch in die friihe Phase Lt C hinein, wie es durch das mehrmalige Zusammentreffen der Certo[1]safibel mit einer Fibel des Mittellateneschemas bezeugt wird (so z. B. Grab 52, 74). Den Mittellatenehorizont charakterisieren wir durch Fibeln des Mittellatene[1]schemas (Taf. 1'5-17). Die grofle Anzahl erhaltener Fibeln des Mittellateneschemas weist auf die hohe Zahl von Grabern aus jener Periode hin, obwohl anzunehmen ist, dafl die Fibel des Mittellateneschemas auch noch im Spatlatene verwendet wurde. Soweit uns Holstes Skizzen geschloflene Graber erhalten haben, sehen wir, dafl die Grabstruktur das friihere Geprage der Hallstattperiode nicht ein[1]gebiiflt hat. Immer noch finden wir in den Grabern Giirtelbleche (sogar ornamen[1]tiert mit dem Hallstattvogel !) und die alten Pektoralanhangsel (vgl. Grab 282). Auch in dieser Periode wird ins Grab keine Waffe mitgegeben. Die letzte Stufe hat gewiR auch noch die Fibel der Mittellateneschemas be[1]wahrt, doch gibt es auch etliche neue Typen, die vor dem Spatlatene unmoglich bestanden haben konnen, so z. B. Fibeln mit Glasbelag (Anm. 86) und einige andere ausgesprochen spatlatenezeitliche Schemen. Es ist fraglich, ob wir die Hiebmesser des Typs Taf. 20, 1-4 als Zufall ansprechen sallen oder immerhin annehmen diirfen, dafl im Spatlatene auch die Vinica-Gruppe Waffen ins Grab mitzugeben begann. Im iibrigen ist offenbar die Struktur der Grabbeigaben auch zu jener Zeit dieselbe geblieben, und die Hallstatter Tradition ist auch zu jener Zeit nicht vollig erloschen. Ahnlich steht es in Idrija bei Bača. Der Ha D Z-3; Horizont (gewifl auch Lt A und B zeitlich im mitteleuropaischen Sinn!) hat noch durchaus Hallstatter Geprage. Er ist bestimmt durch Certosa- und andere Fibeln mit Armbrustkonstruktion, und Ohrringe, was alles diesen Horizont vorziiglich mit der jiingsten Hallstattstufe von Sveta Lucija verbindet. Doch vollig neu im Vergleich mit der Sveta Lucija[1]Stufe ist der Gebrauch, Waffen ins Grab mitzugeben, der schon zu jener Zeit in Idriia klar ausgebildet ist. Auch in Idrija trifft die Certosafibel noch mit der Fibel des Mittellateneschemas zusammen (Szombathy S. 314, Grab 3·6), was auch fiir die Idrija-Gruppe die schon bei Vinica erwahnte Moglichkeit andeutet, dafl der rein junghallstattische Horizont (Ha D 2-3) moglicherweise in gewissen Fallen auch noch ins Mittellatene hineinreicht. Gerade deshalb miissen wir Graber mit Fibeln des Friihlateneschemas (Szombathy Abb. 3~, 4D) mit groflerer Wahrschein[1]lichkeit in die erste Phase der Lt C Stufe ansetzen. Fibeln des Mittellateneschemas bezeichnen die Mittellatenezeitstufe, reichen aber gewifl auch noch ins Spatlatene (z. B. Grab Z.-8: Szombathy 315, Abb. 9Q1. In dieser Stufe erscheinen bereits Graber mil einer bunten Geratereihe, was sodann noch besonders fiir das Spatlatene bezeichnend ist, wo wir u. a. wichtige Graber mit Pfliigegerat und Negauhelm finden. ln dieser Stufe verwirklicht sich gerade in der ldrija-Gruppe schon der provinzialromische Formenschatz. Wie schon an an[1]derem Ort erwahnt, sind uns die Zeitraume vor der romischen Besetzung und unmittelbar danach in Material noch untrennbar (Anm. 87). Wichtiger sind im Rahmen unserer Betrachtung die chronologischen Probleme der Mokronoger und der šmarjeta-Gruppe. Der Beginn der Mokrono.ger Gruppe, ,-on welcher wir sagten, sie bedeute etwas neues, das aus der Hallstatt-Dberliefe[1]rung nicht zu verstehen ist, bedeutet gleichzeitig ein Geschichtsdatum, das un[1]zweifelhaft mit keltischem Vordringen nach dem Siidosten zusammenhangt und damit auch mit Einfallen auf slowenisches Gebiet. ln welche Zeit ist also der Beginn und in welche das Ende der Mokronoger Gruppe anzusetzen? Das Material der Mokronoger Gruppe gehort zweifellos der Lt C Stufe, wie sie von Reinecke definiert wurde. Fiir diese Zuordnung geniigt schon ein Blick auf Tafel 52 der Auh V V, wo fast alle Mokronoger Typen vertreten sind. Die neue grofle Ausgrabung des Oppidum in Manching und die umfangreiche aus diesem Anlafl entstandene Literatur geben uns wertvolle Unterlagen, an deren Hand gerade Vergleiche mit Manching noch immer die starkste Stiitzpunkte chronologischer Dberlegungen iiber Mokronog hilden. Anderseits miissen wir uns bewuflt sein, dafl Reineckes Lt C-Stufe, die absolut volle zwei J ahrhunderte umfaflt, gewifl schon der Erganzung bedarf und dafl neue Deutungen und Erganzungen an verschiedenen Stellen auftreten (Anm. 88), ohne dafl es gelange, eine neue, fiir den gesamten Keltenraum verbindliche Definition aufzustellen. Bei unseren Ausfiihrungen interessieren uns zwei Versuche: der Versuch Kramers, des Leiters der Manchinger Ausgrabungen, der einen Teil der Lt C Stufe Reineckes der Stufe Lt B (Lt B 2) zurechnete (Anm. 89), und dann der Versuch Filip s und der tschechoslowakischen Schule, die ein neues chronologisches System aufbaute, das aber einer unmitrelbaren Gegeniiberstellung mit Reineckes System ausweichte. Unser zufalliges Material ohne Plane und ohne geschlossene Grabfunde kanu in die Versuche einer neuen Definition der Lt C Stufe nicht eingreifen, wir konnen es nur relativ bestimmen. Das Mokronoger Material umfaflt noch die Ty[1]pen der von Kramer neuaufgestellten Lt B 2 Gruppe. Das sind: die Hohlbuckelringe (Taf. 11 , 1-3. 6), die Schwertketten (Taf. 4, 4; 5, 6; &, 3'-5), vielleicht auch noch die Schwerter (Taf. 1, 1. 2. 3:; 3, 2) und Fibeln (Taf. 13, 3. 6. 8. 11, Anm. 93). Das iib[1]rige Material ist in die Lt C Stufe nach Reinecke-Kramer einzuorclnen. LtD Typen in Reineckes Sinn finden sich nicht mehr, was aber freilich nicht den Fortbestand etlicher Mokronoger Typen bis in die Lt D Stufe ausschlieiH. Sch werer ist der Vergleich mit Filip. Das alteste Mokronoger Material steht in Verbindung mit dem »Horizonte der Fibel mit einem groBen kugeligen Schluflstiick«, und vor allem mit dem »Horizonte der Yerschieden gegliederten Fibeln des Mittellateneschema« (Anm. 94). In seiner chronologischen Einordnung wiirde das noch eine letzte Phase seiner dritten Stufe bedeuten (»die Zeit der mitteleuropaischen Konzentration, Konsolidation und Umwandlung des wirt[1]schlaftlichen Lebens, ± 260 bis ± 1125«), in absoluten Zahlen also schon eher die Mitte des 2. Jh. als seinen Beginn, vor alem aber seine 4. Stufe (»Die Bliitezeit der Oppida und der Gipfelpunkt der keltischen Wirtschafts-und Handelsex[1]pansion«), die er in die Zeit ± 1