Verfassungsblog ()

"Colorblindness ist herrschende Meinung"

  • Ian Haney López

Journal volume & issue
no. 2366-7044

Abstract

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Vor wenigen Tagen hat ein Gericht in New York die Praxis der dortigen Polizei, routinemäßig Fußgänger anzuhalten und zu durchsuchen („stop and frisk“) für verfassungswidrig erklärt. Diese Praxis verstoße gegen den Gleichheitssatz des 14. Amendments der US Constitution, sagte Richterin Shira Scheindlin und stellte klar: Da hauptsächlich Schwarze und Hispanics kontrolliert würden, handle es sich um „indirect racial profiling“. (Die Stadt New York kündigte Rechtsmittel gegen das Urteil an.) Kurz zuvor hatte der Supreme Court ebenfalls eine mit Spannung erwartete Entscheidung verkündet: Die Universität Texas bezieht neben Noten und anderen Qualifikationen auch die Zugehörigkeit zu einer rassifizierten Bevölkerungsgruppe in die Entscheidung ein, um damit die Repräsentation von u.a. Afro- und Latin-Americans auf dem Campus fördern. Eine abgelehnte weiße Bewerberin hatte geklagt, weil sie sich dadurch rassistisch diskriminiert fühlte. Civil-Rights-Aktive fürchteten, der konservativ besetzte Supreme Court würde die affirmative action als verfassungswidrig erklären. Der Supreme Court hat die Entscheidung vorerst an das Bundesgericht zurückverwiesen. Doris Liebscher und Carl Melchers haben mit Ian Haney-López, Professor in Berkeley und Experte für amerikanisches Verfassungsrecht und Critical Race Theory, darüber gesprochen, wie sich diese Entscheidungen in den gesellschaftlichen und rechtlichen Diskurs um Rassismus in den USA einfügen.