MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung (Apr 2024)

Spielend spalten?!

  • Benjamin Möbus

DOI
https://doi.org/10.21240/mpaed/59/2024.04.09.X
Journal volume & issue
Vol. 59, no. Desinformation von Rechts*

Abstract

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Angesichts der Popularität von Computerspielen versuchen rechtsextreme Akteur:innen zunehmend, das Medium für Propaganda und Desinformation zu instrumentalisieren. Ein diesbezüglich potenziell zukunftsweisendes Beispiel stellt das Computerspiel Heimat Defender: Rebellion dar, welches nach Aussagen des Entwicklers Kvltgames dezidiert für propagandistische Zwecke der als vom Verfassungsschutz als gesichert rechtextrem geführten Identitären Bewegung entwickelt wurde. Obgleich die propagandistische Instrumentalisierung von Computerspielen keineswegs ein neuartiges Phänomen darstellt, existieren bisher nur vereinzelt analytische Näherungen an deren ideologische Bestandteile und die propagandistische Funktion. Dieser Beitrag untersucht insofern, inwiefern die intradiegetischen Endgegner:innen im Computerspiel Heimat Defender: Rebellion als Feindbilder dargestellt werden. Diese Darstellung beruht auf dem Feindbildbegriff der Rechtsextremismusforschung und der analytischen Perspektive der Game Studies. Im Anschluss erfolgt eine Diskussion der Inszenierung im Kontext der Ideologie der Identitären Bewegung. Der Analyse der Feindbilder wird landläufig in Perspektive der Dekonstruktion von Ideologie eine besonders relevante Rolle zugeschrieben. In dem Beitrag zeigt sich, dass in dem Computerspiel einerseits bekannte Feindbilder der Identitären Bewegung – Heiko Maas, Jan Böhmermann, Philipp Ruch, Angela Merkel und George Soros – verhöhnt werden. Andererseits deuten deren intradiegetische Verbindungen darauf hin, dass durch das Computerspiel das Narrativ popularisiert werden soll, dass politische, kulturell-mediale und finanzökonomische Eliten gemeinsam gegen die (vermeintlich homogenen) Interessen der Bevölkerung vorzugehen versuchen.

Keywords