Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie (Jan 2008)

Nam et expectat et attendit et meminit – Dimensionalität von Zeit und Zeiterfahrung in der Fuge cis-Moll BWV 849

  • Ariane Jeßulat

DOI
https://doi.org/10.31751/292
Journal volume & issue
Vol. 5, no. 2–3
pp. 313 – 333

Abstract

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Die für die antike Rhetorik zentrale Kategorie der ›memoria‹ dient im Folgenden als hermeneutischer Schlüssel für die Interpretation formaler Auffälligkeiten der Fuge cis-Moll BWV 849. Damit stellt der Beitrag einen neuen Bezug zwischen der antiken Rhetorik und dem formalen Aufbau Bachscher Fugen her. Zwischen antiker und neuzeitlicher Rhetorik vermittelt dabei die Zeittheorie des Augustinus aus dem XI. Buch der Confessiones, in der ein direktes Kausalverhältnis zwischen rhetorischer Schulung, ›memoria‹ und Zeiterfahrung konstruiert wird. Die musiktheoretische Rezeption antiker rhetorischer Denkmuster im 18. Jahrhundert und die hervorragende Rolle des Gedächtnisses in der für die Formenlehre grundlegenden Vorstellung von Entwicklung bilden ein kategoriales Netzwerk, das an kritischen Punkten der Form sowohl die Gesamtdisposition als auch das satztechnische Detail erfasst.

Keywords