Studies in Communication, Media (Jun 2022)
“I don’t care, ’cause I don’t trust them!” The impact of information sources, institutional trust, and right-wing populist attitudes on the perception of the COVID-19 pandemic during the first lockdown in Germany.
Abstract
Wie Bürgerinnen und Bürger soziale Krisen wahrnehmen, wird stark von den Informationsquellen, die sie nutzen, und von ihren individuellen Eigenschaften beeinflusst. Diese wirken sich stark darauf aus, wie die erhaltenen Informationen verarbeitet und interpretiert werden. Dies dürfte auch für die COVID-19-Pandemie gelten, die Anfang 2020 die Welt zu erschüttern begann. Auf der Grundlage neuerer Forschungen zur politischen Kommunikation stellen wir die Hypothese auf, dass institutionelles Vertrauen in Medien, Politik und Wissenschaft sowie rechtspopulistische Einstellungen die Art und Weise beeinflussen, wie Menschen über diese Krise denken, die von der Politik auf der Grundlage wissenschaftlicher Expertise gemanagt und von verschiedenen Medien intensiv behandelt wurde. In diesem Beitrag wird daher der Frage nachgegangen, wie die Nutzung verschiedener Informationsquellen, das Vertrauen in diese Quellen und rechtspopulistische Einstellungen die Wahrnehmung der Schwere der COVID-19-Pandemie während der ersten Phase des ersten Lockdowns in Deutschland beeinflusst haben. Die Studie stützt sich auf Daten einer quantitativen Online-Quotenbefragung von Bundesbürgern und -bürgerinnen und kommt auf der Grundlage einer Segmentierungsanalyse zu dem Schluss, dass erstens bereits in den ersten Tagen der Pandemie Teile der Bevölkerung die Risiken der Pandemie entweder skeptisch sahen oder ganz leugneten, den wissenschaftlichen Konsens in Frage stellten und Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ablehnten. Zweitens unterschieden sich die identifizierten Segmente neben rechtspopulistischen Einstellungen und mehreren anderen Faktoren erheblich in ihrem Vertrauen in traditionelle Medien, Politik und Wissenschaft als Informationsquellen. Wir diskutieren die Ergebnisse vor dem Hintergrund der Notwendigkeit, Vertrauen in Medien, Wissenschaft und Politik aufzubauen, zu erhalten und wiederherzustellen, um Krisenprävention, -kommunikation und -management zu ermöglichen.