Journal für Kulturpflanzen (Oct 2016)

Erster Nachweis von ‚Aster-Yellows-Disease‘ an Möhren (Phytoplasmen bedingte Möhrenröte) und in der Kleinzikade <em>Macrosteles sexnotatus</em> (Fallén 1806) in Deutschland – Monitoring und Diagnose

  • Harald Schneller,
  • Dietlinde Rißler,
  • Gabriele Zgraja,
  • Mareile Zunker,
  • Olaf Zimmermann,
  • Werner Kost,
  • Elke Lasch,
  • Klaus Schrameyer

Journal volume & issue
Vol. 68, no. 10

Abstract

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Im Jahr 2011 gelang es dem LTZ Augustenberg (Baden-Württemberg) erstmals in Deutschland ein Phytoplasma aus der ‚Aster Yellows‘-Gruppe an Möhren nachzuweisen. Durch die Sequenzierung des PCR-Amplifikats konnte der Erreger als Candidatus Phytoplasma asteris identifiziert werden. Etwa zwei Prozent der Möhren eines Anbauers zeigten im Jahr 2011 die typischen Symptome wie Rotfärbung des Laubes, am Rübenkörper eine verstärkte Feinwurzelbildung und verlängerte Wurzelenden. Als Überträger von Phytoplasmen gelten unter anderem Kleinzikaden. Daraufhin wurde in den Jahren 2012 bis 2014 ein Monitoring-Programm durchgeführt. Die potentiellen Vektoren, Kleinzikaden der Gattung Macrosteles, wurden zum einen mit Keschern gefangen und morphologisch auf die Arten bestimmt, zum anderen wurde mittels gelber Leimtafeln der Flugverlauf der Zikaden dokumentiert. Anschließend wurden die so gefangenen Macrosteles-Zikaden anhand PCR auf Phytoplasmen untersucht. Im Durchschnitt der untersuchten drei Jahre waren die mittels Leimtafeln gefangenen Zikaden der Gattung Macrosteles zu 3,3% mit Phytoplasmen infiziert. Dabei blieb der Anteil an befallenen Möhren in allen drei Untersuchungsjahren unter einem Prozent. Der Anteil der mittels gelben Leimtafeln gefangenen Macrosteles-Arten am Gesamtfang betrug im Durchschnitt der Jahre ca. 18 Prozent. Morphologisch konnten die mit Kescher gefangenen Macrosteles-Zikaden den Arten Macro­steles sexnotatus, M. laevis, M. cristatus und M. ossiannilssoni zugeordnet werden. Mit ca. 70% war M. sexnotatus dabei die häufigste Art. Die Arten M. laevis und M. cristatus machten ca. je 15% aus. Der Anteil der Art M. ossiannilssoni betrug nur ca. zwei Prozent. Auch bei den von den gelben Leimtafeln isolierten Macrosteles-Zikaden mit Nachweis von Phytoplasmen konnte M. sexnotatus mit molekularbiologischen Methoden mit 85,7% als die häufigste Art identifiziert werden. Ferner konnten die in M. sexnotatus nachgewiesenen Phytoplasmen der ‚Aster-yellows‘-Gruppe zugeordnet werden. Die Kleinzikadenart M. sexnotatus spielt nach den vorliegenden Ergebnissen eine große Rolle bei der Übertragung von ‚Aster-Yellows‘ (phytoplasmenbedingte Möhrenröte) im Untersuchungsgebiet und damit vermutlich in Baden-Württemberg und Deutschland. Mit den im Feld aufgestellten gelben Leimtafeln ließ sich der Flugverlauf der Zikaden dokumentieren. Demnach erstreckt sich die Flugzeit der Macrosteles-Arten von Mitte Mai (Kalenderwoche 21) bis Mitte November (Kalenderwoche 46). Der frühe Nachweis von Phytoplasmen in den Zikaden bedeutet, dass die Tiere bereits infiziert sind, wenn sie in den Möhrenfeldern auftreten. Noch nicht geklärt ist die Herkunft der Macrosteles-Arten. Ein Zuflug ist sowohl von den die Möhrenfelder umgebenden Habitaten (Riedflächen und Wiesen), als auch von weiter entfernten Gebieten denkbar. Des Weiteren ist noch nicht geklärt, wo und an welchen Wirtspflanzen die Zikaden bei ihrer Migration von ihren Überwinterungspflanzen zu den Möhrenfeldern die Phytoplasmen aufnehmen. DOI: 10.5073/JfK.2016.10.01, https://doi.org/10.5073/JfK.2016.10.01

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