Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften (Sep 2018)

Herkunftseffekte und Gerechtigkeitserleben beim Übergang von der Primarschule in die Sekundarstufe I

  • Caroline Biewer,
  • Christian Wandeler,
  • Franz Baeriswyl

DOI
https://doi.org/10.24452/sjer.35.3.4918
Journal volume & issue
Vol. 35, no. 3

Abstract

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Im deutschsprachigen Teil des Kantons Freiburg/CH kommt ein multikriteriales Übertrittsverfahren beim Übergang von der Primarschule in die Sekundarstufe I zum Einsatz. Nebst Schulnoten, den Einschätzungen der kognitiven Fähigkeiten durch die Lehrpersonen sowie der Zuweisungsempfehlung der Lehrpersonen und der Eltern wird zusätzlich eine Vergleichsprüfung in Deutsch und Mathematik durchgeführt. In zwei Vollerhebungen wurden die Lernenden, deren Eltern sowie die Lehrpersonen der Übertrittsjahrgänge 2009 und 2010 ausführlich befragt. Die Daten erlaubten eine empirische Trennung der primären von sekundären Herkunftseffekten und charakterisieren somit den übertrittsrelevanten Einfluss sozialer Disparitäten. Auch unter Kontrolle der Leistung, der Noten und der Zuweisungsempfehlungen der Eltern und der Lehrpersonen blieben die Einflüsse der Herkunft bestehen. Die sekundären Herkunftseffekte spiegelten sich nicht in der Gerechtigkeitswahrnehmung der Eltern mit tieferem sozioökonomischem Hintergrund wider. Es handelte sich tendenziell um Eltern aus höheren Sozialschichten, die Ungerechtigkeiten beim Übergang wahrnahmen. Generell kann die von den Eltern wahrgenommene Gerechtigkeit des Deutschfreiburger Übertrittsverfahrens vor allem durch lehrpersonbezogene Variablen erklärt werden.

Keywords