Medien & Kommunikationswissenschaft (Jun 2024)

Praktiken des Widersprechens in vernetzten Öffentlichkeiten: Theorieentwurf und Forschungsheuristik

  • Tanja Thomas,
  • Margreth Lünenborg,
  • Dagmar Hoffmann,
  • Susanne Eichner,
  • Susanne Kinnebrock

DOI
https://doi.org/10.5771/1615-634X-2024-2-141
Journal volume & issue
Vol. 72, no. 2
pp. 141 – 158

Abstract

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Rezente Transformationen von Öffentlichkeiten fordern die kommunikationswissenschaftliche Theoriebildung und Forschung heraus. Dieser Beitrag rückt Praktiken des Widersprechens in den Fokus, denn in vernetzten Öffentlichkeiten haben sich deren Modi weiterentwickelt und diversifiziert – und die Folgen sind mitunter paradox: Widersprechen erzeugt hochvolatile, von Polyvokalität und Ungleichheit geprägte Öffentlichkeiten. Diese sind u. a. durch das Spannungsverhältnis von Sprechen und Gehört-Werden, von Widersprechen und zum Schweigen-Gebracht-Werden gekennzeichnet. Zentrale Annahmen der hier vorgelegten Heuristik sind, dass Paradoxien des Widersprechens öffentlichkeits- und affekttheoretisch verstanden werden müssen. In den Blick zu nehmen sind dabei die öffentlichkeits- und sozialtheoretische Situierung, die je spezifischen Rahmenbedingungen, die bestimmte Modi des Widersprechens hervorbringen, sowie die Agency der sich artikulierenden Akteur:innen. Ziel ist es, eine Forschungsheuristik anzubieten, die es gleichermaßen erlaubt, Praktiken des Widersprechens zu erfassen, zu analysieren und zu deuten als auch wiederkehrende Muster und Strukturbedingungen des Widersprechens zu identifizieren.