Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie (Dec 2021)
Im Labyrinth – György Ligetis Étude pour piano Nr. 1 Désordre im Höranalyse-Unterricht
Abstract
Dieser Beitrag beschreibt ein Unterrichtskonzept im Fach Höranalyse, in dem es um die hörende Annäherung an György Ligetis erste Klavieretüde aus dem Jahr 1985 geht. Ziel der doppelstündigen Unterrichtseinheit ist die Erkenntnis wesentlicher Kompositionsprinzipien des Werks über das Hören. Im Stundenverlauf werden hierfür mehrere mithilfe einer Notationssoftware hergestellte Hörbeispiele verwendet, die sowohl getrennte Einblicke in die Parts der beiden Hände als auch in den kompositorischen Gerüstsatz des Stücks ermöglichen. Die Hörbeispiele erweisen sich nicht nur methodisch als nützlicher Kompass im polyrhythmischen Labyrinth des Werks, sondern bieten darüber hinaus auch reizvolle Analogien zu Ligetis Inspirationsquellen, und zwar sowohl zur afrikanischen Musik und den Methoden ihrer Erforschung als auch zur Maschinenästhetik der Studies for Player Piano von Conlon Nancarrow. This article describes a lesson plan in aural analysis using György Ligeti’s first piano etude from 1985. The lesson’s aim is to discern essential compositional principles in Ligeti’s piece through listening. The lesson uses several audio examples which have been produced through music notation software. They will render it possible to give separate insights into the use of both hands as well as into the compositional framework of the piece. The audio examples not only prove to be a methodically useful compass in the polyrhythmic labyrinth of this work, but also offer appealing analogies to Ligeti‘s sources of inspiration, both to African music and the methods by which African music can be studied and to the machine aesthetics in the Studies for Player Piano by Conlon Nancarrow.
Keywords