Monitor Versorgungsforschung (Jan 2022)

Rückgang der (Nicht-Covid-19-)Atemwegs- und Magen-Darm-Infektionen während der Covid-19-Pandemie

  • Prof. Dr. med. Christian Tanislav,
  • Prof. Dr. rer. med. habil. Karel Kostev

DOI
https://doi.org/10.24945/mvf.01.22.1866-0533.2375
Journal volume & issue
Vol. 2022, no. 01
pp. 63 – 66

Abstract

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Ziel des Beitrages ist es, nicht-Covid-19-bedingte Atemwegsinfektionen (AI) und gastrointestinale Infektionen (GI) während der Covid-19-Pandemie zu untersuchen. Eingeschlossen wurden Patienten mit der Diagnose einer akuten AI oder GI, die anonym in 994 hausärztlichen und in 192 kinderärztlichen Praxen in Deutschland dokumentiert wurden. Die Prävalenz von akuter AI und GI zwischen April 2019 – März 2020 und April 2020 – März 2021 wurde verglichen. Bei Hausärzten wurde der stärkste Rückgang bei der Diagnose von Influenza (-71%, p<0,001) beobachtet, gefolgt von akuter Laryngitis (-64%, p<0,001), akuten Infektionen der unteren Atemwege (Bronchitis) (-62%, p<0,001) und Darminfektionen (-40%, p<0,001). Dagegen nahm die seltene virale Lungenentzündung um 229% (p<0,001) stark zu. In Kinderarztpraxen war ein starker Rückgang der Infektionsdiagnosen zu verzeichnen, insbesondere bei Influenza (-90%, p<0,001), Lungenentzündung (-73%, p<0,001 virale Pneumonie; -76%, p<0,001 andere Pneumonien) und akuter Sinusitis (-66%, p<0,001). Bei der viralen Lungenentzündung bei Kindern wurde kein Anstieg beobachtet. Die erheblichen Einschränkungen des sozialen Lebens, die während der Covid-19-Pandemie zur Bekämpfung der Ausbreitung von SARS-CoV-2 vorgenommen wurden, führten auch zu einem unbeabsichtigten, aber willkommenen Rückgang anderer, nicht mit Covid-19 zusammenhängender Infektionen der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts.

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