Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften (Dec 2006)

Die Bedeutung schulischer Kontexteffekte und adaptiver Lehrkompetenz für das selbstregulierte Lernen

  • Christian Bruehwiler

DOI
https://doi.org/10.24452/sjer.28.3.4735
Journal volume & issue
Vol. 28, no. 3

Abstract

Read online

Im Hinblick auf ein selbstverantwortliches Weiterlernen nach der Schulzeit ist die Fähigkeit zentral, den eigenen Lernprozess erfolgreich zu steuern. Selbstreguliertes Lernen (SRL) ist zugleich Ziel und Bedingung schulischer Lernprozesse. Der vorliegende Beitrag analysiert zunächst anhand der Daten von PISA 2003 die Bedeutung des Schultyps und der Leistungsstärke von Schulen für verschiedene Aspekte des SRL. Die Ergebnisse zeigen, dass sich auch für die Schweiz ein «big-fish-little-pond-effect» (BFLPE; Marsh, 1987) nachweisen lässt. Schülerinnen und Schüler verfügen demnach in leistungsstarken Schulen über ein geringeres mathematisches Selbstkonzept als Schülerinnen und Schüler mit gleichen individuellen Mathematikleistungen in leistungsschwächeren Schulen. Vor dem Hintergrund der hohen Bedeutung des SRL für schulischen Lernerfolg wird in einer zweiten Studie der Frage nachgegangen, welchen Beitrag Lehrpersonen zur Förderung des SRL leisten können. Die empirische Grundlage für die Analysen bilden 49 Lehrpersonen und ihre Klassen, die an der Nationalfonds-Studie «Adaptive Lehrkompetenz»1 teilgenommen haben. Als adaptive Lehrkompetenz wird die Fähigkeit von Lehrpersonen bezeichnet, Unterrichtsvorbereitung und -handeln so auf die individuellen Voraussetzungen der Lernenden auszurichten, dass möglichst günstige Bedingungen für verstehendes Lernen entstehen. Die Ergebnisse verweisen darauf, dass zur Förderung bereichsspezifischer Interessen und Selbstkonzepte diagnostische und didaktische Kompetenzen der Lehrpersonen ausschlaggebend sind, sofern sie sich direkt aufs Unterrichtsgeschehen beziehen.