Monitor Versorgungsforschung (Feb 2024)

Zunahme von Infektionen der oberen Atemwege nach der Covid-19-Pandemie

  • Prof. Dr. rer. med. habil. Karel Kostev MA,
  • Dipl.-Biol. Sabine Kluge MS,
  • Dr. rer. nat. Wolfgang Plendl,
  • Prof. Dr. med. Christian Tanislav

DOI
https://doi.org/10.24945/MVF.01.24.1866-0533.2581
Journal volume & issue
Vol. 2024, no. 01
pp. 63 – 67

Abstract

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In dieser Querschnittsstudie wurde die Anzahl der Patienten mit einer Diagnose von Infektionen der oberen Atemwege (= Upper Respiratory Tract Infections, URTI) und mit Antibiotikaverordnungen aus der Disease Analyzer Datenbank (IQVIA) zwischen Januar 2019 und Dezember 2022 ausgewertet. Die Anzahl der Patienten mit URTI-Diagnosen und Antibiotikaverordnungen pro Praxis sowie die Dauer der Krankschreibung pro Patienten wurden im Zeitverlauf verglichen. Insgesamt wurden 1.403.907 Patienten aus Hausarztarztpraxen eingeschlossen, von denen 48% weiblich waren. Die Anzahl der URTI-Patienten pro Praxis war im Jahr 2022 signifikant höher als im Jahr 2019 (732 vs. 464, 58%, p<0,001), und dies sowohl bei Frauen (56%, p<0,001) als auch bei Männern (60%, p<0,001). Der Anstieg der Anzahl der URTI-Diagnosen nach der Pandemie korrelierte mit dem Alter und war am höchsten in der Altersgruppe zwischen 18 und 30 Jahren (22%, p<0,001) und am niedrigsten bei älteren Patienten über 70 Jahren (3%). Sowohl die Anzahl der Patienten pro Praxis, die aufgrund von URTI krankgeschrieben wurden (184 vs. 92), als auch die durchschnittliche Dauer der Krankschreibung (+2 Tage) nahmen von 2019 bis 2022 zu. Unsere Daten deuten auf einen dramatischen Anstieg der Inzidenz von URTI in allen demografischen Untergruppen in Deutschland zwischen 2019 und 2022 hin, der mit einem enormen Einfluss auf sozioökonomische Variablen wie die Häufigkeit oder Dauer von Krankschreibungen verbunden war. Diese Daten könnten für das aktuelle Pandemiemanagement und das Management zukünftiger Pandemien von großer Bedeutung sein.

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