Zeithistorische Forschungen (Nov 2016)

Kunst und Materie. Dinghistorische Perspektiven auf den internationalen Kunstmarkt im 20. Jahrhundert

  • Johannes Gramlich

Journal volume & issue
Vol. 13 (2016), no. 3
pp. 404 – 425

Abstract

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How did the material nature of works of art affect the art market and its protagonists? Prompted by the poor condition of public art collections, a field of scientific and technological research for the analysis of art material has developed since the late 19th century. Thanks to constant scientific innovations, this field remains dynamic to this day. These scientific findings have also vastly increased efforts to properly preserve, store and transport works of art. Consequently, these (new) techniques have influenced the visibility and the economic value of art objects and supported their authentication as well. They have thus reduced the total number of acknowledged original works while giving potential art investors greater certainty. As they exceeded the capabilities of human perception, the new technologies fundamentally unsettled human self-confidence – not only in the art market. However – as is shown in this article – even the techniques presumed to be scientifically impeccable did not necessarily allow for unambiguous verdicts. Wie wirkte sich die materielle Beschaffenheit von Kunstgegenständen auf den Kunstmarkt und seine Akteure aus? Alarmiert durch den schlechten Zustand, in dem sich die öffentlichen Kunstsammlungen präsentierten, entwickelte sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ein naturwissenschaftlich-technologischer Fachbereich zur Analyse von Kunstmaterialien, der durch stete Innovationen bis heute dynamisch geblieben ist. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse steigerten den Aufwand immens, der betrieben wurde, um Kunstwerke sachgerecht unterzubringen, zu versorgen und zu transportieren. Folglich beeinflussten sie auch die Sichtbarkeit und den ökonomischen Wert von Werken bildender Kunst. Die naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden unterstützten zudem die Authentifizierung. Damit verringerten sie den Bestand anerkannter Originalwerke und vergrößerten zugleich die Sicherheit bei Kaufentscheidungen. Da sie dem Wahrnehmungsapparat der Menschen in dieser Frage teilweise überlegen waren, erschütterten die neuen Technologien das menschliche Selbstverständnis dabei grundlegend. Eindeutige Urteile ließen auch die naturwissenschaftlichen Befunde allerdings längst nicht immer zu.

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