Natürliche Experimente zur Beurteilung der Effektivität von Covid-19-Eindämmungsmaßnahmen

Abstract

Um die Effektivität von nichtpharmazeutischen Interventionen (NPI) zur Eindämmung von Infektionen während der Covid-19-Pandemie zu überprüfen, sind natürliche Experimente hilfreich. Dieser Beitrag stellt das Prinzip natürlicher Experimente und ihrer statistischen Analyse vor und diskutiert im ersten Schritt deren Umsetzung in bisherigen NPI-Studien. Die Aussagekraft vieler Studien zur Wirksamkeit von NPI ist eingeschränkt, weil häufig keine oder nur schwache Kontrollbedingungen vorliegen und weil es in vielen Fällen auch Probleme in der Spezifikation der Analysemodelle gibt. Oft wird implizit davon ausgegangen, dass nur NPI das Infektionsgeschehen entschleunigen können, weil Kontrollvariablen für etwaige andere Ursachen fehlen. Im zweiten Schritt wird die Analyse eines natürlichen Experimentes vorgenommen, und zwar im Hinblick auf die Wirksamkeit von fünf Maßnahmen in der zweiten Corona-Welle. Als Vergleichsregionen fungieren die Schweiz (wo diese Maßnahmen nicht getroffen wurden) und das angrenzende Baden-Württemberg. Es zeigt sich hierbei, dass die Schließung von körpernahen Dienstleistungen eine Senkung der effektiven Reproduktionszahl verursacht, also die Infektionswelle dämpft. Die Schließung von Schulen und Kitas sowie von Hotels ist hingegen nicht effektiv.

Keywords

• nichtpharmazeutische interventionen
• covid-19-pandemie
• natürliche experimente
• ökonometrie
• differenz-von-differenzen-ansatz