Raumforschung und Raumordnung (Sep 1993)

Auswirkungen der Zuwanderungen nach Bayern auf die Bevölkerungsstruktur, den Arbeits- und den Wohnungsmarkt, die Infrastruktur und den Flächenverbrauch

  • Robert Koll,
  • Kurt Vogler-Ludwig

DOI
https://doi.org/10.14512/rur.2121
Journal volume & issue
Vol. 51, no. 5

Abstract

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Mit der Einwanderung werden sich die Entwicklungstrends für die Bevölkerung Bayerns grundlegend ändern. Ohne Zuwanderung steht die Sozialversicherung, insbesondere die Rentenversicherung, vor einem Finanzierungsproblem, dessen Lösung in Leistungseinschränkungen, längeren Beschäftigungszeiten oder höheren Beitragssätzen zu suchen wäre. Auf dem Arbeitsmarkt wird das Angebot an Arbeitskräften (Erwerbspersonen) mit der Zuwanderung bis zum Jahre 2010 je nach Szenario um 16 bis 25 % zunehmen. Gesamtwirtschaftlich betrachtet gehen in der langen Frist von der Zuwanderung markterweiternde Effekte aus, die zu stärkerem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts und höherer Beschäftigungsdynamik führen können. Auf die kürzere Frist ergeben sich hingegen Belastungen, die sich insbesondere in einer spürbaren Zunahme der Arbeitslosigkeit und einem Anstieg des Staatsdefizits zeigen. Geht man vom gegebenen Versorgungsgrad mit Wohnungen aus, dann stellen sich vor allem für die Regionen mit Verdichtungsräumen und insbesondere die Region München erhebliche Versorgungsprobleme. Unter den Infrastruktureinrichtungen ist der Kindergarten‑, Volksschul- und Krankenhausbereich besonders durch die Zuwanderungen betroffen. Im Kindergartenbereich ist auf bayerischer Ebene die Überlast bis zum Jahre 2010 in jedem Szenario wieder verschwunden. Im Volksschulbereich treten anders als bei den Kindergärten unter den getroffenen Annahmen auf jeder Betrachtungsebene deutliche Überlastphänomene auf; sie sind stärker bei den Hauptschulen als bei den Grundschulen, in den Regionen mit großen Verdichtungsräumen, insbesondere München, gravierender als für ganz Bayern und insbesondere das „übrige Bayern“. Der Mehrbedarf an Krankenhausbetten lehnt sich eng an die Entwicklung der Wohnbevölkerung an und steigt daher – je nach Zuwanderungsszenario – bis zum Jahr 2010 an. Bezogen auf die im Jahre 1989 vorhandene Freifläche, liegt der maximale zusätzliche Flächenverbrauch in Bayern unter 0,8 %, in den Regionen mit großen Verdichtungsräumen und in der Region München bei 2 bzw. 3,6 %. Bezogen auf die für 1989 ausgewiesene Verkehrs- und Siedlungsfläche sind die zuwanderungsbedingten Raten des Flächenverbrauchs ganz erheblich, bei sehr hohen Zuwanderungen betragen sie in der Region München rd. 25 %.