Die Bodenkultur (Jan 2021)
Moorböden als Natur- und Kulturgeschichte in Schleswig-Holstein – Verfahren zur qualitativen Bewertung von Archivböden
Abstract
Die vielseitigen Funktionen von Moorlandschaften sind in kulturhistorischer und klimatischer Hinsicht von immer größer werdendem Interesse. Da Moore über lange Zeiträume anthropogene Zeugnisse konservieren und als Kohlenstoffsenke gelten, gilt es einen umfangreichen Schutz dieser Ökosysteme zu etablieren, um diese Funktionen aufrechtzuerhalten. In dieser Untersuchung wurden Informationen von über 140 Moorstandorten aus Schleswig-Holstein zusammengetragen und ausgewertet, anhand einer einheitlichen Bewertungsmatrix evaluiert und nach Güteklassen (A–D) kategorisiert. Als Grundlage der Güteklassen wurden Bewertungskriterien gewählt, welche durch ein Punktesystem (1–5) definiert sind. Die Bewertungskriterien gliedern sich in drei Hauptkategorien: „kulturelle Bedeutung“, „ökologische Bedeutung“ und „bodenkundliche/geologische Bedeutung“. Die Auswertung ergab, dass 15 % der ausgewerteten Moorstandorte als „konkrete Archivböden“ angesprochen werden können. Diese erfüllen ökologische Anforderungen in einem hohen Maße und erreichen somit eine Punktzahl von > 4, weshalb sie in die höchste Güteklasse „A“ fallen. Aufgrund unzureichender Dokumentation oder sichtbaren anthropogenen Einflüssen werden 46 % der Archivböden der Güteklasse „B“ zugeordnet und gelten als „potenzielle Archivböden“. Der Güteklasse „C“ werden 23 % der Moore zugeordnet und gelten ebenfalls als „potenzielle Archivböden“ und befinden sich in einem stark anthropogen geprägten Zustand, welcher kosten- und zeitintensive Renaturierungsmaßnahmen zur Folge hätte. In die niedrigste Güteklasse „D“ fallen 16 % der bewerteten Moore. Diese unterliegen einer irreversiblen Degradation und sind nicht mehr / kaum als Archivböden anzusprechen. Mit der ausgearbeiteten Bewertungsmatrix wird letztendlich eine flächendeckende Evaluierung und Kategorisierung der Moorstandorte in Schleswig-Holstein angestrebt, um den Erhalt dieser Ökosysteme langfristig sichern zu können.
Keywords