Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie (Aug 2009)
Der mediantische Reprisenübergang bei Joseph Haydn und einigen seiner Zeitgenossen zwischen Konvention und Normverstoß. Satztechnische Inszenierung, formale Implikationen und Erklärungsmodelle
Abstract
Obwohl unstrittig ist, dass der mediantische Reprisenübergang (V/vi - I) in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine gegenüber der üblichen dominantischen Vorbereitung nachrangige Option darstellt, wird in der einschlägigen Literatur kontrovers diskutiert, ob dieses statistische Faktum als Konvention oder Normabweichung zu deuten ist. Im ersten Teil des Beitrags wird zunächst aufgezeigt, dass der mediantische Reprisenübergang durchaus als konventionelle Strategie begriffen werden kann, wenngleich sich die Auffassung, die Mediante III# fungiere als ›alternative Dominante‹ (Webster), auf der Basis traditioneller Begründungsmuster als problematisch erweist. Der zweite Teil befasst sich mit den spezifischen Funktionen, die dem mediantischen Reprisenübergang im Satzganzen zukommen. Es zeigt sich, dass der mediantische Reprisenübergang zum einen durch die prominente Rolle des dritten Skalentons im Hauptthema motiviert ist, zum anderen durch das Bestreben, das Gewicht der V. Stufe vom Ende der Durchführung in das Repriseninnere zu verlagern.
Keywords