Medien & Kommunikationswissenschaft (Mar 2017)
Geteilte Aufmerksamkeit und Erinnerungsleistung. Ein Experiment zur Verarbeitung von Audioinhalten in Multitasking-Situationen
Abstract
Radio gilt als Begleitmedium. Selbst Inhalten wortlastiger Sendungen, Podcasts oder Hörbüchern wird selten die alleinige Aufmerksamkeit geschenkt. Stattdessen findet ein Großteil der Nutzung parallel zu anderen Tätigkeiten statt, etwa beim Autofahren oder dem Surfen im Internet. Die vorliegende Studie geht unter Anwendung des Limited Capacity-Modells von Lang (2000, 2006) der Frage nach, welche Auswirkungen Paralleltätigkeiten unterschiedlicher Anforderungsniveaus auf die Verarbeitungskapazität beim Hören von Audioinhalten haben. In einer experimentellen Onlinestudie (N = 309) wurde gezeigt, dass den drei Verarbeitungs-Subprozessen Enkodierung, Speicherung und Abruf bei anspruchsvollen Tätigkeiten weniger Ressourcen zur Verfügung stehen. Eine einfache Paralleltätigkeit führte dagegen weder bei der Enkodierung noch beim Abruf zu Interferenzeffekten. Lediglich die Speicherung wurde beeinträchtigt. Geringes Vorwissen sorgte zudem für eine Verstärkung der Interferenzeffekte. Textlastige Audioinhalte wie Podcasts oder Radio-Nachrichten können demnach nur mit Einschränkungen gehaltvoll nebenbei rezipiert werden.