Zeitschrift für Praktische Philosophie (Jul 2016)

Global Governance und libertärer Paternalismus: Akteure, Normativität und Legitimität

  • Mende Janne

DOI
https://doi.org/10.22613/zfpp/3.1.16
Journal volume & issue
Vol. 3, no. 1
pp. 559 – 598

Abstract

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Der libertäre Paternalismus weist ähnliche Bezugspunkte auf wie die Global Governance. Bei beiden handelt es sich um ein Bündel staatlicher und nichtstaatlicher Steuerungsversuche, die auf eine Lösung individueller und gesellschaftlicher Probleme abzielen. Eine Verschränkung der Perspektiven beider Konzepte verhilft zu einer genaueren Konturierung ihrer konzeptuellen und normativen Prämissen und zu einer Diskussion ihrer Engführungen und Stärken. Deutlich wird: Der normative Bezugsrahmen des ‚besseren Lebens‘ für die Einzelne (Nudging) oder für die Gesellschaft (Global Governance) benötigt jeweils genauere Bestimmungen des Verhältnisses von Freiheit und Struktur. Die Regulierungsfähigkeit staatlicher und nichtstaatlicher Akteure wird durch jeweils offenzulegende Legitimitätsannahmen bestimmt. Aus der Perspektivenverschränkung ergeben sich Fragen nach der Strukturierung von Entscheidungsräumen in Global Governance (Nudging Governance) und nach den Kriterien für eine Regulierung des libertären Paternalismus (Governing Nudges). Eine Diskussion dieser Fragen ist unabdingbar für eine reflexive Fundierung der Kritik oder der Weiterentwicklung der Konzepte.

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