Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften (Jun 2007)

«Mögen sich die Rekrutenprüfungen als kräftiger Hebel für Fortschritt im Schulwesen erweisen!» PISA im 19. Jahrhundert: Die schweizerischen Rekrutenprüfungen – Absichten und Auswirkungen

  • Claudia Crotti,
  • Katharina Kellerhals

DOI
https://doi.org/10.24452/sjer.29.1.4763
Journal volume & issue
Vol. 29, no. 1

Abstract

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Die Implementierung von Bildungsstandards im schweizerischen Bildungswesen ist keine aktuelle Modeerscheinung, vielmehr haben Leistungsmessungen in der Schweiz Tradition. Bereits im 19. Jahrhundert wurde zunächst in einzelnen Kantonen der Bildungsstand der männlichen Bevölkerung erhoben und damit die Effekte des Bildungssystems evaluiert. So führte 1832 der Kanton Solothurn die so genannten pädagogischen Rekrutenprüfungen ein, die zunächst als Zuweisungsinstrument militärischen Zwecken dienten. Diese Tests wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts – gegen erbitterten Widerstand der Kantone – schweizweit unter der Regie des Bundes eingeführt. Damit griff der Bund direkt in die unter kantonaler Hoheit stehenden Volksschulen ein, da er qua Verfassung das Recht hatte, jene Kantone zu sanktionieren, die keinen genügenden Primarunterricht anboten. In der Folge setzte ein eidgenössischer Schulwettbewerb ein, der – befördert durch vielfältige statistische Erhebungen – den Reformwillen der Bildungspolitiker anfachen und die kantonalen Bildungssysteme vereinheitlichen sollte. Da aber regionale Differenzen unbesehen blieben, war diesen Harmonisierungsbestrebungen nur teilweise Erfolg beschieden.

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