Studies in Communication, Media (Dec 2015)
Im Bilde gedacht. Der Gedenktag 9/11 in der deutschen und US-amerikanischen Pressefotografie Picturing commemoration. A comparative analysis of anniversary 9/11 in German and US-American press photography
Abstract
Vor dem Hintergrund des cosmopolitan turn vergleicht die Studie das Erinnerungsbild 9/11 in der deutschen und US-amerikanischen Pressefotografie. Auf Basis der cosmopolitan memory, der Medienereignistheorie sowie des ikonografisch-ikonologischen Ansatzes werden Visualisierungsstrategien und Funktionen aus ritueller Perspektive analysiert. Demzufolge berichtet Erinnerungsjournalismus nicht nur uber Erinnerungsrituale, sondern inszeniert sie nach eigenen Produktionsritualen als rituelles Medienereignis mit werte- und gemeinschaftsstiftendem Potential. Damit schafft er den Rahmen fur kosmopolitische Erinnerungsprozesse, die die gesellschaftliche Bewaltigung traumatischer Medienereignisse unterstutzen. Insbesondere Bilder stellen aufgrund ihrer verschiedenen Bedeutungsebenen rituelle Ressourcen zur Werte- und Gemeinschaftsbildung bereit. Die Ergebnisse der quantitativen Bildtypenanalyse zeigen, dass die Erinnerungsikonografie landerspezifische Funktionen erfullt. Gleichzeitig dominieren auf transnationaler Ebene Bildtypen, die Andacht, Trauer und Mitgefuhl in den Mittelpunkt stellen. Die empathische Sicht auf die menschliche Katastrophe bietet eine Solidargemeinschaft an, die auf einer geteilten humanistischen Weltanschauung und der Idee von 9/11 als Ausdruck des zivilen Leides basiert.