Yearbook of Swiss Administrative Sciences (Dec 2018)

Open Government Data – ein Beitrag zur Digitalisierung von Demokratie und öffentlicher Verwaltung

  • Andreas Kellerhals

DOI
https://doi.org/10.5334/ssas.120
Journal volume & issue
Vol. 9, no. 1

Abstract

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Today, many governments and public administrations offer the data they collect and process as Open Government Data for free legal, financial and technical re-use. The aim is to improve transparency, expand opportunities for participation and promote economic innovation as well as the efficiency of the administrations themselves. This development began on an international level after a lengthy emergence phase around 2010. Switzerland took up the topic early, but was never one of the driving forces. The first Swiss pilot portal started 2013 and the first OGD-strategy was adopted by the Federal Council in 2014. Now a follow-up strategy is to be adopted. The implementation of the strategy was successful despite scarce resources. However, the principle of “open by default” has not yet really gained acceptance. The use of the data made available also lagged behind expectations. This must change in the strategy period 2019–23. The article describes these challenges and outlines possible solutions. Open administrative data make an important contribution to democracy by supporting the idea of administration as a platform. This does not undermine proven legal principles of bureaucratic action or compete with traditional democratic forms of participation, but it does open up low-threshold everyday administrative action for participation. With such an active information policy, discussions can be stimulated and constructively shaped. This also opens up the use of new ideas and alternative knowledge to public administrations, but destroys the sovereignty of interpretation: all are equal before the data – that is their democratic potential. Heute bieten viele Regierungen und öffentliche Verwaltungen die Daten, die sie sammeln und verarbeiten, als Open Government Data zur kostenlosen rechtlichen, finanziellen und technischen Wiederverwendung an. Ziel ist es, die Transparenz zu verbessern, die Beteiligungsmöglichkeiten zu erweitern und wirtschaftliche Innovation ebenso wie die Effizienz der Verwaltungen selbst zu fördern. Diese Entwicklung begann auf internationaler Ebene nach einer langen Entstehungsphase um 2010. Die Schweiz hat sich früh mit dem Thema beschäftigt, war aber nie eine der treibenden Kräfte. Das erste Schweizer Pilotportal startete 2013 und die erste OGD-Strategie wurde 2014 vom Bundesrat verabschiedet. Nun ist eine Follow-up-Strategie verabschiedet worden. Die Umsetzung der Strategie war trotz knapper Ressourcen weitgehend erfolgreich. Das Prinzip “open by default” hat sich jedoch noch nicht wirklich durchgesetzt. Auch die Nutzung der zur Verfügung gestellten Daten blieb hinter den Erwartungen zurück. Dies muss sich im Strategiezeitraum 2019–23 ändern. Der Artikel beschreibt diese Herausforderungen und skizziert Lösungsansätze. Offene Verwaltungsdaten leisten einen wichtigen Beitrag zur Demokratie, indem sie die Idee der Verwaltung als Plattform unterstützen. Dies untergräbt weder die bewährten Rechtsprinzipien des bürokratischen Handelns noch konkurriert dies mit traditionellen demokratischen Mitwirkungsformen, sondern öffnet auch alltägliche Verwaltungshandlungen der niedrigschwelligen Partizipation. Mit einer derartig aktiven Informationspolitik können Diskussionen angeregt und konstruktiv gestaltet werden. Dies eröffnet auch den öffentlichen Verwaltungen die Nutzung neuer Ideen und alternativen Wissens, zerstört aber die Interpretationssouveränität: Alle sind vor den Daten gleich – das ist ihr demokratisches Potenzial.

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