Arheološki Vestnik (Jul 1955)

»Dimini« kulturna skupina

  • Josip Korošec

Journal volume & issue
Vol. 6, no. 1

Abstract

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In n eu e rer Zeit befassen sich einzelne Forscher w ieder eingehender m it der F rage d er »Dimini« M igration nach Thessalien und in die nördlichen G ebiete des Peloponnes. Es bestehen zwei G rundauffassungen, von denen die eine die Mi[1]gration befürw ortet, und zw ar eine M igration von irgendeinem D onaugebiete her. D ie zweite v ertritt aber den A utochthonism us dieser K ulturgruppe in Thessalien und in G riechenland überhaupt, und zw ar auf G rund ä lte re r Elem ente. U nter den neueren A bhandlungen sind sehr charakteristisch die Ansichten M. Gara[1]šanins, eines V ertreters des A utochthonism us, der überhaupt und im allgemeinen fü r jede M igration bestim m te und ganz gerechtfertigte F orderungen gestellt hat. A uf der anderen Seite steht M ilojčić, der in seiner C hronologie der jüngeren Steinzeit M ittel- und Südosteuropas eine M igration von irgendw o aus dem thra[1]kischen W esten v ertritt. In der neuesten Zeit w idm ete dieser F rage eine recht um fängliche A bhandlung Schacherm eyr in MAGW 1953/54 unter dem Titel »Di-m ini und die B andkeram ik«. Auch er v e rtritt die M igrationstheorie. D abei stellt er aber den U rsprungsort auf eine neue G rundlage. Nach ihm sollte diese Basis auf der Theiß-, Bükk- und westsiebenbürgischen K ultur beruhen, die Träger dieser K ulturen übersiedelten vereint nach G riechenland. Es muss jedoch die Möglich[1]keit zugelassen w erden, dass auf dem G ebiete und im Rahm en der B andkeram ik auch noch eine ältere K ultur bestand, die die Elem ente aller dieser K ulturen um fasste und deren Träger nach Thessalien und in den N orden des Peloponnes übergesiedelt sind. Seine Schlüsse g rü n d et Schacherm eyr auf ornam entalen Mo[1]tiven, deren er 44 aufzählt, die diesen K ulturen eigen und m it verschiedenen ornam entalen M otiven der D im ini K ultur verw andt sind. E r m eint, dass auch einzelne Form en anatolischen U rsprungs nach Thessalien ü b er U ngarn bzw. über bandkeram ische K ulturen gelangten. Von Interesse sind auch einige andere Folgerungen betreffend die Beweise, dass eine M igration in W irklichkeit bestand und vom D onaugebiet kam , z. B. die Befestigung d er D im ini-K ultur Siedlungen, M egaron usw. N icht w eniger interessant sind auch chronologische Folgerungen, die sich von den bisherigen ziem lich unterscheiden. Trotz allem Interesse m üssen ab e r Schacherm eyrs F olgerungen und Vor[1]schläge höchst kritisch überprüft und eventuell m it grosser Reserve aufgenommen w erden. U ngeachtet der F rag e ob D im ini M igration bestand oder nicht, ob sie vom N orden oder von andersw oher ih ren U rsprung nahm, m uss m an trotz allem heute die dringende Frage beantw orten, ob es zulässig ist, zwecks irgendeiner Beweisführung, aus dem gesamten M aterial verschiedener K ulturen nur einzelne Elem ente, z. B. einzelne ornam entale Motive, auszuscheiden und sie als einzige Elem ente zu r B ew eisführung über die M igration aufzustellen. Ü berdies gibt es aber solche ornam entale Motive in anderen Kom positionen und auf anderen Gefässen, die m iteinander nicht in E inklang gebracht w erden können. D azu gibt es einzelne Motive, die m iteinander verglichen werden, auch in anderen O rna[1]m entaltechniken, was die W ahrscheinlichkeit der A nnahm e noch stä rk e r ver[1]m indert, und dies trotz der Behauptung von Schachermeyr, dass die Ü bertragung von einer T echnik in die andere sehr leicht du rch fü h rb ar ist (z. B. schw arze R andlinien bei gem alten O rnam enten sollten von den eingeschnittenen R and[1]linien der E inschnittornam entik übernom m en w orden sein). F reilich ist eine solche Ubertragungsw eise möglich. Es ist jedoch bem erkenswert, dass die zweite Weise in dieser Form und bei den entsprechenden Motiven in der D im ini K ultur nicht zu finden ist. Das sind jedoch wenigstens noch w arscheinliche Möglichkeiten, wie sie Schacherm eyr erw ähnt. Dies ist aber unbedingt nich der Fall m it den Formen der Gefässe, die Schacherm eyr auch der D im ini M igration, und zw ar nach anatolischen M ustern über U ngarn, zuschreiben möchte. Die Beweise, dass sich typische D im ini Formen auf den K ykladen und anderswo in G riechenland nicht befinden, ergeben noch keine reelle G rund[1]lage für die H erkunft dieser Formen aus dem Donaugebiet. Noch schwächer steht es natürlich m it dem Beweise einer M igration vom N orden her durch die Befestigung der Siedlungen in D im ini und Sesklo! Wo findet m an analoge Beispiele im DonaugebietP D as gleiche gilt für den Megaron Typus des Hauses. V iereckige H äuser, die m an heute zw ar gern als vorgeschichtlichen M egaron[1]typus bezeichnet, befinden sich recht oft auch im D onaugebiet. Sie stellen jedoch nicht das »Megaron« von Sesklo und D im ini dar. Auf w elche W eise dem nach dieser Typus in G riechenland erst m it der A nkunft d er T räg er der Dim ini K ultur, die ihn m it sich gebracht hab en sollen, üblich w erden konnte, erscheint m ir nicht k lar. A uch die chronologische A ufstellung und die R ichtung d er Mi[1]gration sind verfehlt. S chacherm eyr setzt chronologisch die D im ini M igration und die A nsiedlung der T räger d er V inca K ultur im D onaugebiet in die gleiche Zeit. Wo ab e r die T räger d er Vinca K u ltu r durch das V ardar-M orava Tal gegen N orden w anderten, nahm en die T rä g e r der D im ini K ultur den gleichen Weg gegen Süden. D a aber nach der A nnahm e Schacherm eyrs aus dem gleichenG ebiet auch späterhin M igrationen stattfanden, die auf den gleichen Punkten wie der erste und der stärkste Strom h alt m achten, so mussten sie demzufolge späterhin durch eine dam als stark besiedelte fremde K ulturgruppe weiterdringen, ohne trotzdem etw as Typisches überbracht zu haben, was sie aus der alten Heim at mitgenommen hätten, und ohne etwas unterwegs im M orava-V ardar Tal zu übernehmen. Die F rage inw iew eit w ir heute einer Lösung der D im ini M igration näher gekommen sind, muss in der Weise beantw ortet werden, dass w ir uns bei den[1]gleichen P u n k ten befinden wie bisher. D urch die Annahm e der H ypothesen von Schacherm eyr ständen w ir in einem noch grösseren Chaos als heute. In W ir[1]klichkeit w eist seine Bew eisführung solche Lücken auf, dass ungeachtet dessen, dass er n u r einige unbedeutendere M omente in den O rnam entalm otiven auf[1]decken konnte, sogar diese V erm utung nicht angenom m en w erden kann. Auf diese A rt verfügen w ir in W irklichkeit auch heute wie bisher ü b er keinen Beweis fü r die W irklichkeit der D im ini M igration, wie w ir auch keinen Beweis haben, dass sich die D im ini K ultur aus autochthonen Elementen entwickelte. Die Frage bleibt auch w eiterhin offen. H ypothesen sind für die eine w ie fü r die andere Seite möglich, da keine Beweise bestehen. W orüber w ir verfügen, ist zu k a rg um als W ahrheitsbew eis zu dienen. Bei d er Lösung der M igrationsfrage w ird man auch andere Momente in B etracht ziehen müssen, wo nicht n u r F ragm ente von O rnam entalm otiven genügen w erden, sondern die gänzliche ornam entale Kompo[1]sition zusamm en m it den Formen der Gefässe, auf welchen sich solche O rna[1]m ente befinden. H iezu w erden auch andere Momente in der Baukunst, in der Ekonom ik, in der Lebensw eise usw. berücksichtigt w erden m üssen. Es w erden heute recht gerne Zusam m enhänge in einzelnen Elem enten, gew öhnlich n u r in den geschlossenen Ganzheiten, zwischen verschiedenen, sogar den transozeani[1]schen, L ändern, gesucht. M an müsste jedoch w enigstens in geringerem Masse die dam aligen Kom unikations- und V erkehrsm ittel bei den T rägern auf einer niederen E ntw icklungsstufe in B etracht ziehen. D ie jugoslaw ische A driaküste w ird recht gern m it Sizilien, m it M alta und sogar m it N ordafrika in Zusammenhang gebracht, w obei auch an die M igration, sei es in einer oder in der anderen Richtung, gedacht wird. A uch Schacherm eyr hat einige T räger der Bandkeram ik vom D onaugebiet nach S üditalien und nach Sizilien als Em igranten versetzt. F reilich sind auch solche M igrationen möglich. Es w erden jedoch nur zu oft wegen ein er geringeren V erw andschaft oder w egen eines Motivs solche Schlüsse gezogen; dies genügt aber keineswegs. Bevor m an die Lösung einer solchen M igrationsfrage in A ngriff nim m t, m uss m an nach m einer M einung vorerst das engere und das weitere Gebiet einer solchen K ultur gründlich untersuchen, denn n u r auf diese A rt kann m an die A ntw ort auf viele Fragen finden. Erst nachher kann m an identische, nicht aber verw andte, Momente suchen, die jedoch in der alten H eim at m it jenen am A nfang der neuen K ultur im neuen Lande gleich sein müssen.