Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie (Jun 2017)
Zur produktionsbezogenen Perspektive bei der Analyse von Popmusik
Abstract
Das Tonstudio ist in der Popmusik der Ort, an dem die wichtigsten musikalischen Entscheidungen getroffen werden. Dort erhalten die Songs oder Tracks im Rahmen von Verhandlungen zwischen Studioakteur*innen und Musiker*innen jene musikwissenschaftlich schwer fassbare klangliche ›Konkurrenzfähigkeit‹ und Form, die sie musikalisch und außermusikalisch ›anschlussfähig‹ machen sollen. In Analysen, die sich ausschließlich auf die Klangkonfigurationen von Popmusik konzentrieren, entfällt die Untersuchung dieser klangstrukturierenden soziokulturellen Prozesse innerhalb von Tonstudios und deren potentieller Auswirkungen auf die Rezeption. Der vorliegende Aufsatz zeigt anhand ausgewählter Beispiele einer ethnographischen Studie den möglichen Mehrwehrt einer sowohl handwerklich als auch soziokulturell fundierten Produktionsperspektive für analytische Zugriffe auf populäre Musik. // In pop music, the recording studio is the place where the most important musical decisions are made. It is there that songs or tracks, in the course of negotiations between producers, technicians and musicians, achieve that ›competitiveness‹ and form which are supposed to make them musically and metamusically ›accessible‹, features which are not easy to grasp musicologically. Analyses that focus exclusively on the sound configurations of pop music tend to ignore the sociocultural processes structuring the song and its sound as well as their potential effect on the song’s reception. Based on selected examples taken from an ethnographic study, this article reveals the advantages of a technically as well as socioculturally informed production perspective for the analysis of popular music.
Keywords