Journal of Family Research (Sep 2015)

Schlüsselfaktor Elterliche Beteiligung: Warum Lehrkräfte türkischstämmige und deutsche Kinder aus belasteten Familien häufig als verhaltensauffällig einstufen

  • Katharina Kohl,
  • Julia Jäkel,
  • Birgit Leyendecker

DOI
https://doi.org/10.3224/zff.v27i2.20076
Journal volume & issue
Vol. 27, no. 2

Abstract

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Childhood behavior problems affect long-term school success. Turkish immigrant mothers report higher levels of family adversity and are less involved in their children’s school matters than German mothers. High family adversity is associated with delegation of parenting responsibilities and with elevated levels of behavior problems in childhood and adolescence. This study examined associations between family adversity, parental involvement in school matters, and Turkish immigrant (n = 148) and German (n = 54) students’ teacher-rated behavior problems. Results showed that children whose parents were less involved in school were rated as more difficult by their teachers, whereas a Turkish immigrant background had no significant effect. Effects of high family adversity on teacher-rated behavior problems were fully mediated by parental involvement in school matters: teachers rated those children and adolescents as more difficult whose parents were less involved in school matters because they were living under adverse circumstances. In addition, analyses on the subsample of Turkish immigrant mothers showed that good German language abilities predicted higher involvement in school matters and were thus indirectly associated with more positive teacher judgments of children’s behavior. Our study confirms the unique importance of parental involvement for children’s school success and also points to potential avenues to prevent academic underachievement. Zusammenfassung Kindliches Problemverhalten beeinflusst unabhängig von individuellen kognitiven Fähigkeiten stark den langfristigen Schulerfolg. Türkischstämmige Mütter berichten im Vergleich zu deutschen Müttern über erhöhte familiäre Belastung und beteiligen sich nach Auskunft der Lehrkräfte weniger am schulischen Alltag ihrer Kinder. Erhöhte Belastung führt zu einer stärkeren Delegation von Erziehungsverantwortung und erhöhtem kindlichen Problemverhalten. In der vorliegenden Studie untersuchten wir die Zusammenhänge zwischen familiärer Belastung, elterlicher Beteiligung in der Schule und der Beurteilung von Verhaltensproblemen türkischstämmiger (n = 148) und deutscher (n = 54) Kinder durch deutsche Lehrkräfte (N = 202). Wir fanden einen Zusammenhang zwischen Verhaltensproblemen im Lehrerurteil und geringer elterlicher Beteiligung, während ein türkischstämmiger Migrationshintergrund keinen signifikanten Effekt hatte. Mediationsanalysen zeigten, dass der Zusammenhang zwischen hoher familiärer Belastung und wahrgenommenen Verhaltensproblemen durch elterliche Beteiligung in der Schule vermittelt wurde. Dies legt nahe, dass Lehrer diejenigen Kinder und Jugendlichen als problematischer wahrnahmen, deren Eltern sich bedingt durch ihre hohe familiäre Belastung weniger schulisch engagierten. Weitere Analysen zeigten, dass gute deutsche Sprachfähigkeiten bei den türkischstämmigen Müttern mit höherer elterlicher Beteiligung in der Schule und so indirekt einer positiveren Beurteilung kindlichen Verhaltens durch deutsche Lehrkräfte einhergin-gen. Unsere Studie bestätigt die herausragende Bedeutung elterlicher Beteiligung für die kindliche Schullaufbahn und zeigt Ansatzpunkte für potenzielle Präventionsmöglichkeiten.

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