Chronotopos (Jul 2022)

Überleben übersetzen: перевод и литература Холокоста

  • Polina Banman

DOI
https://doi.org/10.25365/cts-2021-3-1-7
Journal volume & issue
Vol. 3, no. 1

Abstract

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Mehrsprachige Memoiren und autobiografische Texte, deren Autoren den Holocaust überlebt haben, sind für die Forschung in einer Vielzahl von Wissensgebieten äußerst relevant. Ihre Übersetzung im Allgemeinen und ihre Übersetzung ins Deutsche im Besonderen sind aus translatologischer Sicht von Interesse. Als Material für diese Studie dienen der englischsprachige Text The Children’s House of Belsen von H. E. Verolme und die deutschsprachige Übersetzung Wir Kinder von Bergen-Belsen, verfasst von M. Pressler. Die Analyse zeigt den Gebrauch des Verfahrens der Auslassung, wobei Auslassungen nach dem Umfang (Voll- und Teilauslassungen) und nach dem Begründungsgrad (begründet und unbegründet) unterschieden werden. Im deutschsprachigen Zieltext wurden die Namen der Konzentrationslager, Toponyme, Ethnonyme, Bezeichnung der Organisation das Rote Kreuz und einige Schimpfwörter ausgelassen. Infolge des Einsatzes derartiger übersetzerischer Verfahren scheint der Text pragmatisch an den deutschsprachigen Rezipienten angepasst zu werden und wird in Bezug auf die Vermittlung der Ausgangtextinformation in den betrachteten Kontexten neutraler. Die Auslassung stellt ein komplexes Verfahren dar und wird mit der Ersetzung von Informationen, der Verallgemeinerung, der stilistischen Neutralisierung und der Beseitigung von nationalkultureller Spezifik begleitet. Der Grund für den Gebrauch der Auslassung ist unter anderem die Notwendigkeit, pragmatische Äquivalenz zu erzielen und den Text an den deutschsprachigen Rezipienten anzupassen, der des Holocausts „müde“ zu sein scheint.

Keywords