Amaltea: Revista de Mitocrítica (Jan 2010)

Arachnes Netzwerke – Autorschaftsmetamorphosen bei Ovid, Malouf, Ransmayr

  • Nicola Kaminski

Journal volume & issue
Vol. 2

Abstract

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Untersucht werden drei nicht nur thematisch, sondern auch über einen Entwurf starker Autorschaft verbundene Narrationen: Ovids Metamorphosen, David Maloufs An Imaginary Life und Christoph Ransmayrs Die letzte Welt. Dabei gilt das Interesse einer poetologischen Formation, die sich buchstäblich neben diesem Modell starker Autorschaft, das vom Epilog der Metamorphosen seinen Ausgang nimmt, entfaltet. Oder sollte man sagen: ‚sich entspinnt’? Im Zentrum dieser Formation (wenn diese Formulierung angesichts eines an der Peripherie angesiedelten Phänomens nicht paradox ist) steht nämlich die Weberin Arachne, die im ovidischen Text in eine Spinne verwandelt wird, weil sie eine so exzellente Weberin ist und Pallas die Rivalin neben sich nicht dulden kann. Eben durch diese Metamorphose aber wird Arachne zugleich zur Reflexionsfigur einer Textfabrikation, deren Texterin nicht Autorin jenseits ihres Textes ist, sondern metonymisch eins wird mit ihrem Gewebe, mit dem sie über den aus dem eigenen Leib entlassenen Faden verbunden bleibt. Dieser von Arachne produzierte Faden, das daraus gefertigte Gespinst führt, wendet man den Blick von der den Text jeweils zentrierenden Autorinstanz ‚Ovid’ ab, in Maloufs „spiders’ tongue“ ebenso auf ein die Narration organisierendes Netz wie in der immer dichter werdenden ‚Verwebung’ Cottas in der Letzten Welt.