Verfassungsblog ()

„Wie viele Divisionen hat der Papst?“ Die EU, Putins Russland und der lange Atem normativer Außenpolitik

  • Joris Larik

Journal volume & issue
no. 2366-7044

Abstract

Read online

„Der Papst? Wie viele Divisionen hat der denn?“ Mit diesen Worten verhöhnte Josef Stalin im Jahre 1935 den Vatikan und sprach diesem somit jede außenpolitischer Beachtung aus Sicht der Sowjetunion ab. Heute, fast achtzig Jahre später, gibt es schon lange keine Sowjetunion mehr. Der Papst, seinerseits, herrscht auch weiterhin ohne die Hilfen von Panzerkolonnen im Vatikan und zieht regelmäßig Menschenmengen auf den Petersplatz in Rom oder auf seinen Auslandsreisen um die Welt an. Auch die EU hat keine Divisionen, wenn wir einmal von den kleinen und eher auf Papier ihr Dasein fristenden „Battle Groups“ absehen, und verschreibt sich einer Außenpolitik basiert auf ‚soft power’ und normativen Inhalten. Doch auch sie wird Putins Russland überdauern.‘The Pope? How many divisions has he got?’ With these scoffing words, Joseph Stalin dismissed in 1935 the Vatican as a factor of any significance for the Soviet Union and its foreign policy. Today, almost 80 years later, the Soviet Union is long gone. The Pope, on his part, continues to rule from the Vatican without the help of armored divisions and attracts on a regular basis vast crowds to St. Peter’s Square or on his trips abroad. The European Union does not have any divisions either, if we leave aside the small ‘battle groups’, which in any event exist to a greater extent on paper than on the ground. It, too, commits itself to a foreign policy based on ‘soft power’ and normative influence. And it, too, will outlast Putin’s Russia.