Acta Universitatis Lodziensis: Folia Philosophica (Dec 2018)
Über Sokratische Weisheit als intellektuelle Bescheidenheit
Abstract
In Platons Apologie des Sokrates zeichnet sich eine auf menschliche Art weise Person durch ihre Fähigkeit aus, den epistemischen Status und den Wert ihrer Meinungen über Sachverhalte korrekt zu beurteilen. Sie weiß, ob es sich bei ihnen um Wissen oder bloß um Meinung handelt, aber auch, ob sie etwas nicht weiß. Es ist zudem eine breit geteilte Auffassung, dass intellektuelle Bescheidenheit, obwohl nicht dasselbe wie Weisheit, ein bedeutender Aspekt der Weisheit ist. Doch wenn die hier vorgestellten Überlegungen triftig sind und das Spektrum der relevanten Deutungen abdecken, ist das für Sokratische Weisheit nicht haltbar. Denn die Bedingungen für korrekte Urteile über den epistemischen Status der eigenen Meinungen sind so anspruchsvoll, dass fehlbare Wesen, die ein entsprechendes Wissen zweiter Stufe beanspruchen, nicht anders als epistemisch unbescheiden sein können. Wenn Sokratische Weisheit epistemische Bescheidenheit verlangt, ist Sokrates nicht weise.
Keywords