Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie (Jun 2018)

Die frühe Schenker-Rezeption Hellmut Federhofers

  • Thomas Wozonig

DOI
https://doi.org/10.31751/967
Journal volume & issue
Vol. 15, no. 1
pp. 121 – 158

Abstract

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Der Aufsatz beschäftigt sich mit der frühen Schenker-Rezeption des österreichischen Musikwissenschaftlers Hellmut Federhofer (1911–2014), die in der Forschung bislang ebenso wenig Beachtung fand wie deren biographische und historische Voraussetzungen. Es zeigt sich, dass Federhofer, seit er während seiner Wiener Studienzeit mit wichtigen Persönlichkeiten aus dem Kreis um Heinrich Schenker in Kontakt gekommen war, dessen Arbeiten intensiv studierte und sich auch während der NS-Zeit mit ihnen auseinandersetzte. Dass er 1943 mit seiner Habilitationsschrift faktisch ein Schenker-Lehrbuch vorlegen konnte, lässt zudem darauf schließen, dass das Musikwissenschaftliche Institut der Karl-Franzens-Universität Graz, wenigstens aber dessen damaliger Leiter Werner Danckert, sich dieser Auseinandersetzung mit dem jüdischen Musiktheoretiker nicht widersetzte. Schon unmittelbar nach Kriegsende war Federhofer sowohl durch seine frühen Publikationen als auch durch seine Lehre an der Grazer Universität darum bemüht, Schenkers Lehren wieder in den musikwissenschaftlichen Fachdiskurs einzuführen, womit ihm mindestens innerhalb der deutschsprachigen Schenker-Rezeption eine Vorreiterrolle zukommt. // The present essay examines the early reception of Heinrich Schenker by the Austrian musicologist Hellmut Federhofer (1911–2014). The biographical and historical contexts of Federhofer’s early publications on Schenker as well as their biographical and historical circumstances, have not yet been scrutinized. Since his first contact with the Schenker circle during his period of study in Vienna, Federhofer studied Schenker’s works and continued to do so during the Nazi era. Since Federhofer’s post-doctoral thesis (1943) is virtually a textbook on Schenkerian analysis, it seems likely that the department of musicology at the University of Graz, or at least Federhofer’s supervisor Werner Danckert, tolerated the ideas of the Jewish theorist. This article examines Federhofer’s earliest post-war publications and teaching activities to reveal his pioneering role in bringing Schenker to the surface of German-speaking musicological discourse.

Keywords