Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung (Oct 2024)
Wie eine „umgekehrte Psychoanalyse“: Überlegungen zum Propagandabegriff der Kritischen Theorie und dessen Potenzial für die Rechtsextremismusforschung
Abstract
Der Beitrag unternimmt eine Reflexion jener psychosozialen Mechanismen, mit deren Hilfe ein Begriff von Propaganda für die Rechtsextremismusforschung gerahmt werden kann. Um einen solchen Propagandabegriff formulieren zu können, werden grundlegende Überlegungen ausgewählter Kritischer Theoretiker zu Propaganda und Agitation diskutiert. Dabei wird vorgeschlagen, dass Propaganda der extremen Rechten in Abgrenzung zu anderen politischen Mobilisierungsformen als eine regressiv wirkende Sozialisationsagentur verstanden werden kann. Um die Relevanz der dargelegten Überlegungen zu verdeutlichen, analysiert der Autor einen Ausschnitt einer politischen Rede von Björn Höcke (AfD), anhand der die doppelbödige Wirkungsweise extrem rechter Propaganda ausgearbeitet wird. So tritt in Höckes Ansprache gegen die deutsche Asylpolitik beispielhaft die ambivalente Adressierung extrem rechter Propaganda hervor, die ihrem Publikum einerseits narzisstische Aufwertung verspricht, dieses anderseits aber auch beständig klein macht und kränkt. Im Rahmen eines solchen doppelbödigen Erlebnisangebots jedoch, so wird zu zeigen versucht, macht extrem rechte Propaganda rechtsextreme Ideologiefragmente emotional attraktiv, insofern sie diese als verheißungsvolle Lösung für jene Konflikte und Beschädigungen darbietet, die extrem rechte Propaganda wiederum manipulativ verstärkt.
Keywords