Monitor Versorgungsforschung (Oct 2022)
Service-Dominant Logic (SDL)
Abstract
Die Service-Dominant Logic kann vor dem Hintergrund der Digitalisierung der Versorgung als Strukturierungsrahmen wissenschaftlich in der Versorgungsforschung eingesetzt werden. In Deutschland sind die Grundlagen der Service-Dominant Logic, deren Anwendbarkeit auf die Versorgung seit etwa 10 Jahren international diskutiert wird, eng mit den Grundlagen und Überlegungen zur so genannten Leistungslehre verknüpft, die in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts maßgeblich von Werner Hans Engelhardt, Michael Kleinaltenkamp und weiteren Forschenden vorangetrieben wurde (Benkenstein 2008). Auch danach ist eine eindeutige Trennung von Dienst- und Sachleistungen nicht möglich. Vielmehr sind kombinierte Leistungsbündel Gegenstand von Transaktionen zwischen Beteiligten. Dies gilt auch für medizinisch-klinische Behandlungen, unabhängig davon, ob diese einer präventiven, kurativen oder palliativen Intention folgen. Die weitgehende Fokussierung auf die Anwendung von Produkten, ob in Diagnostik oder Therapie und die isolierte Betrachtung ihrer Wirkung ist gerade für die Versorgungsforschung keinesfalls ausreichend. Produktfokussierte Innovationen verändern die Versorgung in Konfiguration und Koordination. Das Wissen um die Produktanwendung wird Teil des medizinisch-klinischen Wissens, aber im Detail werden die damit einhergehenden Transformationseffekte nicht gemessen. Der Detailgrad reicht bekanntlich nicht aus, um die Wirksamkeit unter Versorgungsbedingungen (z. B. Stadium/Krankheitsverlauf, Alter, Multimorbidität, genetische Dispositionen) zweifelsfrei und umfassend zu erklären. Dazu ist das Versorgungsgeschehen zu komplex, zu variabel und letztlich auch datenseitig zu intransparent. Die SDL kann einen Beitrag zur strukturierten Untersuchung von Phänomenen der Versorgung liefern, die bisher nicht im notwendigen Detailierungsgrad transparent sind.
Keywords