Gender (Jun 2017)

Stillen als mütterliche Aufgabe. Ethnografische Einblicke in die Praxis der Stillberatung auf einer Geburtshilfestation

  • Lotte Rose,
  • Rhea Seehaus,
  • Eva Tolasch

DOI
https://doi.org/10.3224/gender.v9i2.04
Journal volume & issue
Vol. 9, no. 2-2017
pp. 46 – 61

Abstract

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In Handlungen, Repräsentationen, Diskursen und Gefühlen zum Thema Muttermilchernährung aktualisieren sich gegenwärtig geschlechtliche Responsibilisierungsmomente, die mit Ein- und Ausschlüssen für Frauen als Mütter einhergehen. Damit flankieren sie auch die Frage nach (un)gleichen Geschlechterverhältnissen. Im Gegensatz zum englischsprachigen Raum ist die sozialwissenschaftliche Forschung zur Säuglingsernährung und zum Stillen in Deutschland noch wenig entwickelt. Dies gilt vor allem für qualitativ-praxisanalytische Untersuchungen. Diese Leerstelle nimmt der Beitrag aus einer genderpolitischen und ethnografischen Perspektive in den Blick und analysiert exemplarisch die sozialen Praktiken der professionellen Stillförderung auf einer Geburtshilfestation. Gefragt wird, wie der Körper der Mutter in diesen Settings bearbeitet und als Nährquelle für das Baby funktionsfähig gemacht wird. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass das Stillen in der Praxis als problemanfälliger Lerngegenstand konzipiert ist, der ein Arsenal an Hilfen und Problemlösungstechniken aktiviert, die den Mutterkörper reduzieren, fragmentieren und funktionalisieren sowie gleichzeitig als unersetzbar für das kindliche Gedeihen exponieren.

Keywords