Medien & Kommunikationswissenschaft (Sep 2016)

Zwischen Schutz und Manipulation. Eine Befragung zur Akzeptanz von Täuschungen durch Unternehmen

  • Kerstin Thummes

DOI
https://doi.org/10.5771/1615-634X-2016-3-359
Journal volume & issue
Vol. 64, no. 3
pp. 359 – 378

Abstract

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Die vorliegende Studie untersucht, inwiefern täuschenden Aussagen von Unternehmen Schutzfunktionen zugeschrieben werden und welche Faktoren die Akzeptanz von Unternehmenstäuschungen beeinflussen. Ausgangspunkt der Analyse sind schützende Täuschungen, die in der interpersonalen Kommunikation als Teil sozialer Erwartungsstrukturen etabliert sind, weil sie aus Notwehr, aus Fürsorge, zum Schutz der Privatsphäre oder zum Schutz der Gemeinschaft eingesetzt werden. Die Ergebnisse einer experimentellen Online-Befragung deutscher Internetnutzer (N=1.417) zeigen, dass Unternehmenstäuschungen solche Schutzfunktionen zugeschrieben werden, aber Unsicherheit bei der Einschätzung und Bewertung dieser Täuschungen besteht. Unterschiede zwischen einer mittleren und einer geringen Akzeptanz können durch das zugeschriebene Täuschungsmotiv und die -funktion, das wahrgenommene Schadensausmaß und die Wahrnehmung des Unternehmensverhaltens als Täuschung erklärt werden. Insgesamt wird jedoch deutlich, dass die öffentliche Einschätzung schützender Täuschungen durch Unternehmen sich nicht präzise vorhersagen lässt und damit auch nur sehr begrenzt durch Mittel der strategischen Kommunikation steuerbar ist.