Jahrbuch Musikpsychologie (Dec 2022)
Prägnanzwahrnehmung bei exemplarischen Leitmotiven des Serienuniversums „CW‘s Arrowverse“ – Zwei kognitionspsychologische Studien
Abstract
Prägnanz ist eines der grundlegenden Konzepte der Gestaltpsychologie, aber vergleichsweise wenig für den musikalischen Bereich erforscht. Prägnanz wird dabei häufig als übergeordnetes Gestaltgesetz beschrieben, das mehrere Unterkategorien wie zum Beispiel Ordnung aufweist. Die vorliegende Forschungsarbeit hatte daher zum Ziel, den Einfluss von melodischer und rhythmischer Entropie als Ordnungsmaß auf die Prägnanzwahrnehmung von filmmusikalischen Leitmotiven aus dem amerikanischen TV-Serienuniversum „CW‘s Arrowverse“ zu untersuchen. Basierend auf einer explorativen Teilstudie mit musikalischen ExpertInnen (N = 17) wurde eine zweite Online-Studie mit Nicht-ExpertInnen (N = 50) durchgeführt, bei denen die ProbandInnen zehn Leitmotive mit Hilfe von 15 Adjektiven bewerten sollten. Mit jeweils sechs bzw. zehn dieser Adjektive konnten zwei wahrnehmungspsychologische Faktoren für Prägnanz bzw. Entropie der Leitmotive mittels explorativer Faktorenanalysen identifiziert werden. Zwischen diesen Faktoren zeigte sich ein negativer quadratischer Zusammenhang (F (2,7) = 1.12, p = .38), der 24.3% der Varianz aufklärte. Dies stimmt mit bisherigen Erkenntnissen überein und liefert Anregungen für weiterführende Forschung. Während Random-Forest-Modelle in Teilstudie I zunächst noch das melodisch-rhythmische Feature „metric_complexity_division“ (0.03) als zentral zur computerbasierten Abbildung von Präganzwahrnehmung identifizierten, konnten die verwendeten Modelle in Teilstudie II keine Ergebnisse generieren. Gründe für die gefunden Schwächen werden diskutiert und liefern wichtige Erkenntnisse auf dem Gebiet der Computational Musicology.
Keywords