o-bib. Das offene Bibliotheksjournal (Mar 2021)
Vielfältig statt ideal
Abstract
Der vorliegende Aufsatz stellt ein arbeitspsychologisches Feldexperiment zur Untersuchung von vier verschiedenen Nutzerarbeitsplatzqualitäten innerhalb der Publikumsfläche der Universitätsbibliothek der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg anhand der subjektiv beurteilten Lernumgebung durch Studierende dar und wurde von der Universitätsbibliothek mit dem Ziel in Auftrag gegeben, mögliche Ansatzpunkte für eine nutzendenorientierte Optimierung der Arbeitsplätze abzuleiten. In Anlehnung an vergleichbare Studien in anderen Universitätsbibliotheken wurde die Wahrnehmung der Lernumgebung und die Beurteilung der Nutzerarbeitsplätze mittels eigens für diese Untersuchung erstellten Fragebögen sowie standardisierten Interviews erhoben. Außerdem wurde ein mobiles Eye-Tracking-System zur Analyse potentieller Ablenkungsfaktoren in der Lernumgebung genutzt. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich die wahrgenommenen Eigenschaften der Lernumgebung auf das Wohlbefinden der Studierenden auswirken, welches wiederum die Wahl ihres Arbeitsplatzes beeinflusst. Basierend auf der Interpretation der gewonnenen Erkenntnisse und unter Berücksich-tigung möglicher Kritikpunkte am Studiendesign zeigen die Daten Evidenz dafür, dass die Helligkeit, die ergonomische Ausstattung, ein freies Sichtfeld sowie die Lautstärke wichtige Einflussfaktoren für das Wohlbefinden der Studierenden darstellen, wobei auch die individuellen Lernpräferenzen dazu führen, dass Nutzende unterschiedliche Plätze favorisieren. Den idealen Nutzerarbeitsplatz gibt es demnach nicht. Die Aufgabe einer Universitätsbibliothek sollte daher u. a. darin bestehen, den Studierenden eine möglichst vielfältige Auswahl an Arbeitsplätzen zur Verfügung zu stellen.