Medien & Kommunikationswissenschaft (May 2018)

„Ein schön schrecklicher Fortschritt“. Die Mediatisierung des Häuslichen und die Entgrenzung von Berufsarbeit

  • Kathrin Friederike Müller

DOI
https://doi.org/10.5771/1615-634X-2018-2-217
Journal volume & issue
Vol. 66, no. 2
pp. 217 – 233

Abstract

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Der Beitrag setzt sich theoretisch und empirisch mit dem Zusammenhang zwischen der Mediatisierung des Häuslichen und der Entgrenzung von Berufsarbeit auseinander. Er diskutiert, wie die Aneignung onlinefähiger Medien die Voraussetzung für das berufliche Arbeiten im Häuslichen schafft und wie die Nutzenden solche Prozesse ausgestalten. Über einen Zeitraum von acht Jahren wird auf Basis einer Panelstudie mit 25 Haushalten prozessorientiert nachvollzogen, wie Personen zu Hause mithilfe onlinefähiger Medien arbeiten, die entweder nur temporär oder eigentlich gar nicht im Homeoffice tätig sind. Davon ausgehend wird gezeigt, wie die Integration mobiler Medientechnologien im Häuslichen zu Veränderungen führt, welche sozialen Konsequenzen und Konflikte aus der Erledigung von Berufsarbeit im Zuhause für die Arbeitenden sowie ihr soziales Umfeld resultieren und wie sie ihnen durch Regeln und Begrenzungen habhaft zu werden versuchen. Die Befunde werden vor dem Hintergrund des Mediatisierungsansatzes kritisch eingeordnet. Es wird gezeigt, dass die Integration mobiler Medien entscheidende Impulse für die Entgrenzung von Berufsarbeit im Häuslichen gibt, und erklärt, warum berufliches Arbeiten in der Freizeit als Mediatisierungsphänomen immer mehr Menschen betrifft.