Zeitschrift für Geographiedidaktik (Jun 2017)
Wissen, Einstellungen oder normative Überzeugungen: Worauf kommt es an, wenn Lehrkräfte kompetenzorientierten Geographieunterricht durchführen wollen?
Abstract
Geographielehrkräfte scheinen zwar über Wissen zu kompetenzorientiertem Unterricht (KU) in der Geographie zu verfügen, setzen dieses Wissen jedoch oft nicht im Unterricht um. Diese Lücke zwischen Theorie und Handeln ist erklärungsbedürftig. Daher wird in diesem Beitrag anhand einer Studie mit 60 Lehrkräften der Geographie (Sekundarstufe I) aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz versucht, die Intention, KU in der Geographie durchzuführen, als Zusammenspiel verschiedener Einflussgrößen, nämlich von Einstellungen und normativen Überzeugungen zu KU, die wiederum durch Wissen über KU und Alter bzw. Lehrerfahrung beeinflusst werden, zu betrachten. Die vorliegende Studie zeigt, dass in der genannten Stichprobe ein breites Spektrum an Wissen über und Einstellungen zu KU vorhanden ist und dass die Lehrpersonen in ihren Intentionen, im nächsten Schuljahr KU einzusetzen, variieren. Diese Intentionen waren, ebenso wie das Wissen über KU, abhängig vom Alter der Lehrpersonen. Das Alter der Lehrpersonen korreliert außerdem negativ sowohl mit den Einstellungen zu KU als auch mit den normativen Überzeugungen zu KU. Nicht nur das Alter und das Wissen über KU, sondern auch die Einstellungen und normative Überzeugungen zu KU sagten die Intention vorher, kompetenzorientiert zu unterrichten, und klärten insgesamt etwa 79% der Varianz auf. Wenn jedoch Alter und Wissen über KU sowie die Einstellungen zu KU zuerst kontrolliert wurden, leisteten normative Überzeugungen zu KU keinen zusätzlichen Beitrag an der Varianzaufklärung mehr. Einstellungen zu KU beeinflussten daher maßgeblich die Intentionen, solchen Unterricht einzusetzen. Es wird diskutiert, auf welche weiteren Faktoren, die restlichen 21% der Varianz zurückgeführt werden können.
Keywords