Memo (Nov 2017)
Holzskulptur in Frankreich im 17. und 18. Jahrhundert? Eine Spurensuche
Abstract
Die kunsthistorische Forschung zur Bildhauerei im Zeitalter des Ancien Régime hat der Bildschnitzerei bislang wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Skulpturen und Plastiken, die im Umfeld der Académie Royale de Peinture et de Sculpture entstanden, wurden v.a. aus Marmor, Bronze oder Stuck gefertigt. Doch Bildhauerarbeiten aus Holz konnten sich im sakralen Raum weiterhin behaupten, wobei der materielle Charakter durch Fassung zumeist modifiziert wurde. Bedeutsam war der Werkstoff für Prunkmöbel und dekorative Innenausstattungen, wobei hier vor allem Exotik und materielle Vielfalt von repräsentativer Relevanz waren. Die Tätigkeitsfelder des Bildhauers J. Sarazin (1592–1660) und des Kunsttischlers A.-C. Boulle (1642–1732) zeigen unterschiedliche Facetten der künstlerischen Arbeit mit Holz auf und verdeutlichen unabhängig voneinander jeweils komplexe Gefüge aus Akademiedenken, institutioneller Einbindung und interdisziplinärer Zusammenarbeit. Holzbildhauerei war im untersuchten Zeitraum eine präsente Tätigkeit, die aber jenseits akademischer Kunstdiskurse agierte. Ihre weitere Analyse ist für die Erforschung von Materialsemantik, Werkstattpraxis und Arbeitskooperationen dennoch von kunsthistorischer Relevanz. +++ Wood sculpture created in France during the Ancien Régime has received little attention by art historians so far. In the context of the Académie Royale de Peinture et de Sculpture, sculptures were largely made in marble, bronze or stucco. Wood sculptures continued to play a role in churches, but they were usually painted white or gilded. Wood was frequently used for furniture and interior decorations. The sculptor Jacques Sarazin (1592–1660) and the cabinetmaker André-Charles Boulle (1642–1732) show different fields of activities. The two examples indicate in each case a complex arrangement between academic thinking, institutional integration, and interdisciplinary working. The study shows that wood sculpture was common during the period in focus, but was located next to established academic discourses of art. This is interesting for art historians working on material semantizations as well as those who focus on workshop practices and cooperation agreements.
Keywords