Comparative Legilinguistics (Jun 2017)

„WHEN WILL I BECOME A SCHNITZEL? – I HOPE NEVER. ” ECHTE UND FALSCHE FREUNDE DES ÜBERSETZERS IN DER TRANSLATIONSDIDAKTIK

  • Artur Dariusz KUBACKI,
  • Ursula KIERMEIER

DOI
https://doi.org/10.14746/cl.2017.29.05
Journal volume & issue
Vol. 29

Abstract

Read online

Das Phänomen der falschen Freunde des Übersetzers ist sprachenpaarbezogen und beruht darauf, dass ein phonetisch ähnlich wirkendes Wort oder eine analoge Wendung eine oft unterschiedliche Bedeutung besitzt und der Lernende sich durch den Gebrauch eines falschen Freundes öffentlich lächerlich macht, wie im Titel an einem deutsch-englischen Witz veranschaulicht. Insbesondere Politiker sind für ihre falschen Freunde (nicht nur in der Sprache) berüchtigt, früher war es Helmut Kohl, heute der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger. Auch in die Literatur hat das Phänomen Eingang gefunden, wenn wir an die englischen Kommunikationsversuche Kommissar Kluftingers in den Krimis des Allgäuer Autorenduos Klüpfel/Kobr denken. Ein falscher Freund im Translat ist aber nicht nur für Politiker höchstnotpeinlich, sondern gerade auch für Übersetzende und Dolmetschende. In der traditionellen Didaktik haben die Lernenden daher gelernt, die falschen Freunde zu fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Es entstehen spezielle Wörterbücher mit falschen Freunden und die Aufgabe der Lernenden ist es, diese verfänglichen Wörter und Wendungen auswendig zu lernen. Das gilt insbesondere für Dolmetscher, denn sie haben anders als Übersetzer in der beruflichen Praxis nicht die Zeit zu überprüfen, ob es sich bei einer sich auf die Lippen drängenden, analogen Formulierung um einen falschen Freund oder einen echten handelt, d.h. um eine im jeweiligen Kontext zulässige und gängige Formulierung in der Zielsprache. Die mit langjähriger Erfahrung als Sprachmittler/In tätigen Autoren möchten am Beispiel des deutsch-polnischen und deutsch-englischen Sprachenpaars auf die Gefahren einer vereinseitigenden Didaktik der falschen Freunde hinweisen, die dazu führen kann, dass Lernende, in der Angst, sich lächerlich zu machen, tatsächliche sprachliche Analogien nicht nutzen. Diese negative Auswirkung der Falsche-Freunde-Didaktik betrifft insbesondere die Fachsprachen Wirtschaft und Recht.

Keywords