Forum: Qualitative Social Research (Jan 2022)
Asymmetrien aushandeln: Von der (De-)Thematisierung des Gebens und Nehmens in ethnografischen Beziehungen an einem Beispiel der Fluchtforschung
Abstract
In diesem Artikel befasse ich mich mit der Genese und Gestalt meines ethnografischen Promotionsprojektes zu gesellschaftlichen Teilhabeprozessen geflüchteter junger Männer aus Syrien. Meine eigene Beziehungsgestaltung mit den geflüchteten Feldteilnehmern steht dabei im Mittelpunkt. Verfasst als narrative Reflexion aus der Ich-Perspektive, rekonstruiere ich zum einen die Mechanismen, über die sich der Beziehungsansatz als zentraler Gegenstandsbereich des Feldes eigenlogisch konstituierte. Zum anderen zeichne ich entlang von empirischen Materialausschnitten eine Typisierung der Beziehungsdynamik einer Fallgeschichte nach. Die herausgearbeitete Charakteristik gegenseitiger Funktionalisierung diskutiere ich dabei in Anlehnung an Marcel MAUSS (1990 [1925]) als ein Gabentausch-Verhältnis – als ein Beispiel von Geben und Nehmen. Unter Rückgriff auf die Verpflichtung zur Erwiderung einer Gabe, der Vermischung von Person und Sache im Gabentausch sowie dem Schuldverursachungs- und dem Zeitlichkeitsaspekt einer Gabe lege ich insbesondere Zugänge zu meinem Schamerleben in dieser Beziehung offen. Gespiegelt vor dem gesellschaftlichen Panorama zeige ich mittels des empirischen Falls neue Perspektiven auf für ehrenamtliche und professionelle Helfer:innen-Beziehungen mit Geflüchteten.
Keywords